Pressestimmen

 

 

Kleine Zeitung, 12.09.2010

Festival "Musica Sacra" im Dom in St. Pölten

Foto © APA

Mit einer beeindruckenden Aufführung von Georg Friedrich Händels Oratorium "Israel in Egypt" im Dom von St. Pölten ist am Samstag das Festival "Musica Sacra 2010" eröffnet worden. Vier weitere Veranstaltungen sowie drei kirchenmusikalisch gestaltete Gottesdienste folgen bis 17. Oktober in St. Pölten sowie in den Stiften Herzogenburg und Lilienfeld.

Es ist schon eine bewährte Kooperation zwischen der Domkantorei St. Pölten und der capella nova graz, die auch diesmal wieder gemeinsam einen vokalen Klangkörper von hoher Qualität und mit ausgeprägtem klanglichen Differenzierungsvermögen bildeten. Mit dem L'Orfeo Barockorchester kamen auf adäquate Weise überaus versierte instrumentale Partner hinzu, und Otto Kargl gelang es, Händels gewaltiges Werk mit seinen ausgiebigen Chören in seiner bildhaften Dramatik und eindringlichen Ausdruckskraft erstehen zu lassen. Der ausschließlich aus alttestamentarischen Bibelstellen bestehende Text mag uns heute zeitweise reichlich militant erscheinen ("Der Herr ist ein Mann des Krieges"), doch im Zentrum steht der Auszug der Israeliten aus Ägypten, die triumphale Befreiung aus der Unterdrückung, und das ist die hörbare Botschaft - inhaltlich wie musikalisch.

Bezeichnend für das Niveau der Chöre erscheint auch der Umstand, dass einige Solisten - die Bässe Markus Volpert und Matthias Helm sowie die Sopranistin Martina Daxböck - aus ihren Reihen hervortraten. Sehr nobel und mit überzeugendem stimmlichen Duktus die Altistin Stefanie Iranyi, ebenso gefiel Miriam Feuersinger (Sopran). Sie musste ihr Solo zum abschließenden Chorus "Sing ye to the Lord" ein zweites Mal anstimmen, denn das Publikum erklatschte eine Zugabe.

 

 

   

Sa 12. 09. 2009: Dom St. Pölten

Musica Sacra

So 13. 09. 2009: Basilika Seckau

Seckau Kultur

Joseph Haydn: Nelsonmesse; Georg Friedrich Händel: Laudate pueri / Nisi Dominus

Cornelia Horak Sopran; Lydia Vierlinger, Alt; Bernhard Berchtold, Tenor; Lukas Kargl, Bass; Solamente Naturali Bratislava (Milos Valent); gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten

 

Mo, 25.10.2004: Dom St. Pölten

Musica Sacra St. Pölten

Di, 26.10.2004: Basilika Seckau
 

Seckau Kultur

Johann Sebastian Bach: Messe in h-Moll, BWV 232

Inna Jeskova, Sopran; Sigrid Horvath, Alt; Daniel Johannsen, Tenor; Markus Volpert, Bass

Gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten und Solamente Naturali Bratislava

Kleine Zeitung vom 29.10.2004
Bachs "Hohe Messe" auf außerordentlichem Niveau - Man muss nicht das Zeitliche segnen, um die "Sanctus"- und "Hosanna"-Rufe himmlischer Heerscharen zu erleben. Wenn Otto Kargl Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe aufführt (wie in der Basilika Seckau), erlebt man das Überirdische im Hier und Jetzt. Kargl spannt den gelungenen Bogen von der theoretischen Beschäftigung mit dem gigantischen Werk über Bienenfleiß beim Einstudieren bis zu gefühlsintensiver Interpretation. Seinen straffen, beschwingten Tempi folgen die Sänger bis ins Detail. Etwas schwerer tun sich damit die Musiker von Solamente naturali Bratislava, die ihre alten Instrumente allerdings exzellent beherrschen.
Hinsichtlich der Stimmqualität sind die Solisten Inna Jeskova, Sigrid Horvath, Daniel Johannsen und Markus Volpert sowie Cappella nova und Domkantorei St. Pölten zu loben.

Niederösterreichische Nachrichten vom 02.11.2004
Klarster Klang - Die umjubelte Aufführung von Johann S. Bachs "Hoher Messe" im Dom St. Pölten war ein Fest vor allem der Chorstimmen - Johann Sebastian Bachs h-Moll Messe bildete am Montag der Vorwoche den glorreichen Abschluss des Kirchenmusikfestivals Musica Sacra. Das "größte musikalische Kunstwerk aller Zeiten und Völker", wie der Schweizer Verleger Hans Georg Nägeli die h-Moll Messe bezeichnet hat, wurde seinem Ruf wieder einmal gerecht!
Die Interpretation im überfüllten Dom von St. Pölten geriet zu einem Fest der (Chor-) Stimmen. Die Chorsätze mit ihren rasenden Koloraturen, den unglaublichen Vokalharmonien und den so üppigen Meisterleistungen polyphoner Stimmführung bilden nicht nur die Krönung von Bachs Vokalkunst, sie sind auch zentrales Element seiner Hohen Messe. So waren es auch die beiden Chöre, die bei dieser Aufführung den Vogel abgeschossen haben. Unter der Einstudierung und Leitung von Festivalintendant Otto Kargl wuchsen die zwei Ensembles cappella nova Graz und die Domkantorei St. Pölten förmlich über sich hinaus. Kristallklare Koloraturen selbst bei halsbrecherischem Tempo, perfekte Homogenität der Stimmführung und absolute Reinheit der Intonation waren die Markenzeichen des Abends. Selbst wenn man glaubte, jetzt schon den ultimativen Chorklang der beiden Ensembles präsentiert zu bekommen, dann legten die immer noch zu, ohne dass man auch nur die geringste Anstrengung bemerkte.
Otto Kargl erwies sich einmal mehr als einer der ganz großen Chorpädagogen in diesem Land, eine derart stimmige Interpretation des Riesenwerkes macht ihm so bald kein Chor nach!
Meisterhaft auch das Instrumentalensemble Solamente naturali Bratislava unter seinem bewährten Gründer und Konzertmeister Milos Valent.
Einen bedeutenden Anteil an der Stimmung hatte auch der prachtvolle St. Pöltner Dom. Dass er in seiner barocken Ausgestaltung ziemlich genau zur selben Zeit wie Bachs Messe entstanden ist, war intuitiv zu spüren und letztlich mit ein Grund für die vollkommene Gesamtstimmung. Das Publikum dankte mit Jubel.

 

Sa, 29.05.2004: Basilika Seckau
 

Seckau Kultur

So, 30.05.2004: Stiftskirche Melk

Internationale Barocktage Stift Melk

Heinrich Ignaz Franz Biber: Missa ex B; Claudio Monteverdi: Magnificat a 6 voci, Beatus vir; Johann Josef Fux: Laudate Dominum (E29)

Cornelia Horak und Johanna von der Deken, Sopran; Rudolf Brunnhuber, Altus; Hermann Oswald und Julian Podger, Tenor; Markus Volpert, Bass

Milos Valent und Dasa Valentova, Violine; Peter Sestak, Viola; Pierre Pitzl, Daniel Pilz und Christian Ladurner, Viola da Gamba; Wolfgang Glüxam, Orgelpositiv

Die Presse vom 02.06.2004
Reibungslose Zusammenarbeit zwischen Stift und Stadt gehört wie die abwechslungs- und kenntnisreiche Programmierung durch Intendant Helmut Pilss und Berater Bernhard Trebuch zu den Erfolgsfaktoren der Barocktage Stift Melk.
Heimischen Ensembles war das Gedenken an den 300. Todestag der österreichischen Barockkomponisten Biber und Muffat anvertraut. Perfekt gelang die Wiedergabe einer fünfstimmigen Messe von Heinrich Ignaz Franz Biber durch den hochmotivierten Chor der Capella nova Graz in der Stiftskirche. Auch die raffinierten Takt- und Tempowechsel von Monteverdis schwungvoller Psalmvertonung "Beatus vir" bereiteten dem Ensemble und den ausgezeichneten Solisten unter der sicheren Leitung von Otto Kargl keinerlei Schwierigkeiten. Nur zuletzt, beim "kleinen" Magnificat aus Monteverdis Marienvesper, irritierte das scharfstimmige Forcieren des Soprans sehr; zweifellos hatte Kargl die Lage des Stückes insgesamt zu hoch angesetzt.

 

So, 04.04.2004: Festspielhaus St. Pölten

Johann Sebastian Bach: Matthäuspassion

Cornelia Horak, Sopran; Marie Claude Chappuis, Alt; Johannes Chum, Evangelist und Arien; Mathias Hausmann, Jesus; Robert Wagner, Bass

Gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten und Solamente Naturali Bratislava

Die Presse vom 06.04.2004
Und ewig lockt die Matthäuspassion - Im Festspielhaus St. Pölten begeisterte Bachs opus summum.
Die fortwährenden Diskussionen über die Frage, womit man heutzutage Publikum in Konzertsäle locken könnte, erübrigt sich, scheint's. Es funktioniert, wie es immer funktioniert hat. Setzt man die "Matthäuspassion" aufs Programm, ist der Saal voll, so groß er auch sei und so zähflüssig die Hörer sonst auch strömen mögen. Es gibt ja tatsächlich Werke im Kanon der abendländischen Kultur, mit denen konfrontiert zu werden immer aufs Neue befruchtend wirkt. Die schon von den Zeitgenossen so genannte "große Passion" Johann Sebastian Bachs gehört jedenfalls dazu.
Wenn sie dann noch mit Geschmack und spürbarem Gestaltungswillen präsentiert wird, dann hat man mit einer Aufführung alle Zuhörer eingenommen - und wohl für zukünftige Konzertbesuche interessiert. Man muss also nichts neu erfinden, wenn man einen Otto Kargl zur Verfügung hat, der seine St. Pöltner Domkantorei wie die Grazer Capella nova zu famosen, feinfühlig reagierenden Klangkörpern geformt hat und mit diesen - im Eingangs-Chor unter Heranziehung der Sängerinnen des BRG-BORG St. Pölten - Bachs Chorsätze so innig und dramatisch wie nur möglich zum Klingen bringt.
Dazu die Instrumentalisten aus Pressburg, die sich Solamente naturali nennen und in ihrer Gesamtheit sehr expressiv und detailverliebt musizieren; da bleiben, sieht man vom eminent musikalischen Gambisten ab, nur in den heikelsten Solopartien Wünsche offen; die Oboen des Originalinstrumenten-Ensembles klingen doch mehr wie ein Plädoyer für Fälschungen.
Dafür brillierten die Gesangs-Solisten. Cornelia Horak ist eine Sopranistin von sensationellem Gestaltungsvermögen, phrasiert mit Leichtigkeit und Sinn für feinziselierte Verzierungen. Marie-Claude Chappuis tut es ihr gleich und bringt für "Erbarme dich" auch ein gerüttelt Maß an Wärme und Innigkeit ins Spiel. Mathias Hausmann singt mit großer Ruhe den Christus, Josef Wagner schlägt sich in den Bass-Arien wacker.
Singulär jedoch Johannes Chum, der als Evangelist mit Wortdeutlichkeit und vokaler Schattierungskunst zum Herzen der Aufführung wird - und auch noch die Tenor-Arien übernimmt, ohne die kleinste Ermüdungserscheinung zu zeigen! Zu Recht also: Applausstürme.

 

So, 19.10.2003: Graz Mariahilf

Thomas Daniel Schlee: "und ich sah", Oratorium op. 55

Johanna von der Deken, Sopran; Mathias Hausmann, Bass; Franz Danksagmüller, Herbert Bolterauer, Orgel; Tibor Czich Trompete; Leonhard Paul Posaune

Uraufführung. Komponiert im Auftrag der cappella nova graz und ihres Leiters Otto Kargl, mit Förderung durch die Kunstsektion des österreichischen Bundeskanzleramtes und "Seckau Kultur".

Kleine Zeitung vom 20.10.2003
Synoptische Betrachtungen in der Mariahilferkirche - Zur Uraufführung von Thomas Daniel Schlee.
Zum 20-jährigen Jubiläum der "cappella nova" sprach deren Leiter Otto Kargl einen Kompositionsauftrag an Thomas Daniel Schlee aus. Dem Werk hätte Herbert Boeckls Seckauer Freskenzyklus zugrunde liegen sollen, was letztendlich an der Demut des Komponisten vor Res und Verba, der Offenbarung des Johannes, scheiterte. Vielmehr entstand eine synoptische Betrachtung der die Apokalypse prägenden Phrase "und ich sah".
Ohne Effekthascherei. Das Oratorium in acht Teilen lebt von hoher Textlichkeit, schlichter und packender Instrumentierung. Der 46-jährige Wiener Komponist vermeidet jegliche Effekthascherei und verlässt sich ganz auf die Macht musikalischer Wortweitergabe.
Leidenschaft und Werkverständnis. Der Uraufführung in der Mariahilferkirche drückten Otto Kargl und seine "cappella nova", die Solisten Johanna von der Deken und Mathias Hausmann sowie Franz Danksagmüller an der Orgel einen Maßstäbe setzenden Stempel auf: mit profundem Werkverständnis, höchstmöglicher Anteilnahme und Leidenschaft.

Der Komponist zu seinem Werk:

Indem Otto Kargl mich um die Komposition eines Oratoriums mit thematischem Bezug auf Herbert Boeckls Apokalypse-Fresken in der Engelkapelle der Abteikirche Seckau bat, schloß sich in ebenso überraschender wie wunderbarer Weise ein weiterer Kreis in meinem Leben; hatte doch mein Vater, dem großen Maler freundschaftlich verbunden, diesen mehrmals in Seckau besucht, als er bei der Arbeit an jenem Werk war, das als sein künstlerisches Vermächtnis angesehen werden kann.
Dennoch sprachen für mich mehrere Gründe gegen eine Vertonung der Offenbarung des Johannes: Übermächtig erschien mir das Vorbild der Meisterwerke von Franz Schmidt und Jean Françaix, deren große Orchesterbesetzung zudem der Flut der Bilder eine angemessene klangliche Vielfalt zur Seite stellen konnte, während ich vor der schwierigen Aufgabe stand, ein umfangreiches Werk mit relativ bescheidenen Mitteln zu gestalten. Auch erinnerte ich mich der Mahnung des Sehers, dass "Gott dem, der etwas wegnimmt von den prophetischen Worten dieses Buches, seinen Anteil am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt" entziehen werde (Offenbarung 22,19). Den kompletten Text der Offenbarung Johannis zu vertonen, würde aber musikalisch sinnvolle Proportionen sprengen.
Daher also: nicht diesen Text als ganzen. Vielmehr habe ich eine beziehungsreich gekreuzte, kontrastierte und sich ergänzende Auswahl von Texten aus dem Alten und Neuen Testament getroffen, denen allen der eigentliche Sinn des Wortes "Apokalypse", nämlich des Schauens und Erkennens, zugrunde liegt; daher der Titel "und ich sah".

Das 2002/03 komponierte Oratorium beginnt in sanfter Schlichtheit: Schola und Männerstimmen des Chores singen a cappella und in nahe aufeinander bezogenen Linien das Zeugnis des erlebten Heiles (1. Johannesbrief 1, 1-4). Mit dem attacca anschließenden zweiten Satz (Chor und große Orgel) bricht unvermittelt die geradezu surreale Vision von der Herrlichkeit des Herrn herein, erhaben und schrecklich zugleich (Ezechiel 1, 4-28).
Die Treue von Gottes Wort erhebt sich sodann, im kurzen dritten Satz, in den Melismen des von der Chororgel begleiteten Solo-Soprans; ihr entspricht das schöne Bild vom Mandelzweig (Jeremia 1, 11-12). Für die schuldhafte Verweigerung der Treue Gottes aber wird im Sinnbild des Volkes Israel die Menschheit mit der Unfähigkeit zu begreifen bestraft (Jesaja 6, 8-12). Im Laufe des erschütternden Dialoges zwischen dem Herrn (Chor, große Orgel) und Jesaia (Schola, Chororgel) treten im vierten Satz Dunkelheit und Einsamkeit in das Geschehen.
Die anschließende Chaconne (fünfter Satz: Bariton solo, Trompete, Chororgel) beschreibt die Hoffnungslosigkeit und Vergänglichkeit, in der der solcherart sich selbst überlassene Mensch verharrt (Kohelet 2, 12-23).
Die Tröstung durch die Botschaft des Neuen Testamentes ist im sechsten Satz in zwei auf das Kommen Christi in die Welt bezogenen Texten ausgedrückt: Solo-Sopran (Lukas 10, 23-24) und Schola (1. Timotheusbrief 3, 16) steigern hier die Freude, die schon im ersten Satz verhalten angeklungen war.
Im siebenten Satz treten wir nun in die Offenbarung des Johannes ein (14, 6-13): Trompete, Posaune, Chor und große Orgel künden vom Jüngsten Gericht, vom Fall Babylons. Anders als bei Kohelet aber sind die Werke derer, die im Herrn gestorben sind, nicht verloren - sie folgen ihnen nach (Orgel solo-Nachspiel).
Der intime achte Satz (drei Solo-Männerstimmen und Chororgel) stellt eine stille Parenthese der Gegenwart Christi in der Eucharistie als gelebte und lebendige Erinnerung dar, wie sie gleichnishaft in der berührenden Emmaus-Szene geschildert wird (Lukas 24, 28-31).
Der neunte und letzte Satz vereint schließlich alle Ausführenden im getragenen, hymnischen Gesang vom himmlischen Jerusalem (Offenbarung des Johannes 21, 1-4 und 22, 20).

Thomas Daniel Schlee

 

Sa, 03.05.2003: Basilika Seckau
So, 04.05.2003: Graz, Mariahilf
So, 07.09.2003: Dom St. Pölten

Georg Friedrich Händel: Dixit Dominus, Haec est Regina virginum; Antonio Vivaldi: Sinfonia "Al Santo Sepolcro", Gloria in D

Cornelia Hosp, Sopran; Noémi Kiss, Sopran; Markus Forster, Altus; Martin Fournier, Tenor; Lukas Kargl, Bass

Kleine Zeitung vom 07.05.2003
Bravour beim Hürdenlauf - Die "cappella nova", 20 Jahre jung, brillierte mit Händel.
Händels "Dixit Dominus" wird (viel zu) selten aufgeführt. In der vollen Mariahilferkirche konnte man aber gut verstehen, warum. Der 30 Minuten dauernde Hürdenlauf über waghalsigste polyphone Strukturen fordert den Ausführenden alles ab.
"Wenn in Rom, tu, was die Römer tun", lautet ein Spruch, den der junge "Sassone" während seines ersten Italien-Aufenthalts mit der nahezu theatralischen Vertonung des 110. Psalms offenbar beherzigte. Die "cappella nova graz" unter Otto Kargl meisterte das effektvolle Frühwerk Händels (1707) mit Bravour und konnte Vivaldis "Gloria in D", auch nicht gerade eine Lockerungsübung für Sänger, so quasi en passant mitnehmen. Im Ensemble "solamente naturali bratislava" hat die "cappella" einen feinen Langzeitpartner gefunden, aus dem Solistenquartett ragte Cornelia Horak mit weichem Soprantimbre hervor. Berechtigte, aber ob des Ortes unpassende Jubelpfiffe.

 

Sa, 07.09.2002: Dom, St. Pölten,
So, 08.09.2002: Basilika Seckau

C. Monteverdi: "Vespero della Beata Vergine" (Marienvesper)

Cornelia Hosp, Sopran; Marie-Claude Chappuis, Sopran; Johannes Chum, Tenor; Bernd Lambauer, Tenor; Thomas Wasserfaller, Tenor; Gebhard Heegmann, Bass; Lukas Kargl, Bass

Gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten und der Grazer Choralschola (Leitung: Franz Karl Praßl)

Die Presse vom 12.09.2002
Still versunken, strahlend aufblühend - Im reichbesetzten Konzert der großen und kleinen Festivals spielen die einstigen "Niederösterreichischen Kirchenmusiktage" unter dem heutigen Namen "Festival musica sacra" seit rund 25 Jahren einen eigenständigen, wichtigen Part. Getragen vom ORF, der Diözese St. Pölten sowie den Stiften Lilienfeld und Herzogenburg will man gleichermaßen das Repertoire der Kirchenmusik wie auch Raritäten und Novitäten in exemplarischen Aufführungen pflegen - auch mit internationalen Zelebritäten, heuer etwa dem Hilliard Ensemble und der Akademie für Alte Musik Berlin mit Bernarda Fink.
Daß heimische Ensembles mit ihnen durchaus Schritt zu halten vermögen, bewies der Eröffnungsabend mit Claudio Monteverdis immer wieder bestürzend kühner, überwältigend reicher Marienvesper von 1610. Da vereinigten sich die Instrumentalisten und Vokalisten der cappella nova graz, die Domkantorei St. Pölten, die Grazer Choralschola (Einstudierung: Franz Karl Praßl) sowie hervorragende Solisten unter der Gesamtleitung von Otto Kargl zu einer Wiedergabe hohen Ranges, die bei jedem Spezialfestival Alter Musik in Ehren bestehen könnte.
Erstaunlich, wie der Dirigent mit seiner uneitlen, ja geradezu unauffälligen Zeichengebung den großen Apparat im Griff hatte, wie lebendig er die Rhythmik schärfte, die Tempi stets geschmeidig und flexibel hielt, die Dynamik zwischen stiller Versunkenheit und strahlendem Aufblühen ausspannte. Kleine stilistische Ungereimtheiten hatten da marginale Bedeutung. Im Chor gefielen vor allem die schlank leuchtenden Soprane, im Ensemble brillierten insbesondere die beiden Zinkenisten mit ihren virtuosen Verzierungen.
Hervorzuheben unter den Solisten sind Cornelia Horak mit ihrem klaren, für Alte Musik besonders prädestinierten Sopran - und Johannes Chum (heuer bei den Bregenzer Festspielen bejubelt) als technisch und musikalisch perfekt geführter, warm timbrierter Tenor.

Kleine Zeitung vom 11.09.2002
Vom Seelenrührer - "Gute Musik hat nur ein Ziel: die Seele zu rühren", sagte Claudio Monteverdi. Und schuf mit der "Vespro della Beata Vergine" 1610 selbst eines der imposantesten Beispiele dafür. Dabei geriet das liturgische Klangmosaik, Papst Paul V. zugeeignet, zum fehlgeschlagenen "Bewerbungsschreiben", allerdings zum wohl schönsten der Welt. Statt in San Pietro in Rom durfte der Komponist wenig später "nur" in San Marco in Venedig dienen, nachdem er dem Fürstenhof der Gonzagas in Mantua den Rücken gekehrt hatte.
In der Seckauer Basilika ist die "Marienvesper", dieser Solitär der Musikgeschichte, ideal aufgehoben. Otto Kargl brachte ihn dort mit erstklassigen Vokalisten und Instrumentalisten, allen voran die Continuo-Gruppe und die Bläser, zum Glänzen. Der Domkapellmeister von St. Pölten kostete dabei die einzigartige Architektur, Polyphonie und Rhythmik der Partitur überzeugend aus.
Kongenial in Timbre und Ausdruck die Stimmenpaare Cornelia Horak/Marie-Claude Chappuis (Sopran) und noch mehr Johannes Chum/Bernd Lambauer (Tenor). Die Zwischengesänge der Grazer Choralschola setzten feine Klammern. Und die verstärkte "cappella nova graz" erwies sich trotz leichtem Verschleiß gegen Ende ihres Mammutprogramms einmal mehr als vokales Aushängeschild Österreichs.
Praktisch über die ganzen zwei Stunden Gänsehaut, das muss mit Seelenrührer Monteverdi zu tun haben und nicht nur damit, dass ich meine musikalische Sozialisation direkt aus der "Marienvesper" erfuhr. Wenn es im Himmel klingt, dann so.

 

So, 07.07.2002: Piaristenkirche Krems

Palestrina: Missa Papae Marcelli; Johann Nepomuk David: Evangelien-Motetten (1958).

Niederösterreichische Nachrichten vom 15.07.2002
Chorkultur vom Feinsten - Nach dem fulminanten Eröffnungskonzert am Freitag gab es schon das nächste künstlerische Ereignis, und man kann dies wirklich so nennen. In einer gemeinsamen Veranstaltung des Vereins "KirchenTonArt" und der Internationalen Chorakademie hatte man den Chor "Cappella Nova" eingeladen. In der Piaristenkirche sang er die "Missa Papae Marcelli" von Palestrina und sechs Evangelienmotetten von Johann Nepomuk David. Die Gegensätze sind recht reizvoll und wurden vom Chor hervorragend herausgearbeitet. Bei Palestrina herrscht ein vollkommenes Gleichgewicht der Stimmen, der absolute, schöne Klang, fast schon überirdisch. Davids Motetten sind dramatische Umsetzung der Evangelientexte. Der Text wird durch die Musik verdeutlicht und in seiner Aussage fast übersteigert. Es herrscht ein ursprüngliches, klanglich harmonisches Empfinden, eine bedingungslose polyphone Schreibweise. An den Chor werden höchste Anforderungen gestellt, sodass sich die Einstudierung nur für Spitzenchöre lohnt. Und eben dieser Chor ist dafür prädestiniert. Das 1983 gegründete Ensemble tritt bei renommierten Festivals im In- und Ausland auf. Sein Leiter Otto Kargl ist seit 1992 Domkapellmeister von St. Pölten. Die Pflege und Ausformung der "musikalischen Sprache" ist geradezu hinreissend, perfekt die jeweilige Anpassung an die Komposition. Frenetischer Beifall belohnte die Sänger und deren Leiter.

 

So, 24.03.2002: Graz, Mariahilf

Johann Theile: "Matthäuspassion (1673)"; Johann Kuhnau: "Tristis est anima mea"; Hans Leo Haßler: "Das heilige Vatter unser"; Johann Christoph Bach: "Der Gerechte, ob er gleich zu zeitlich stirbt", "Fürchte dich nicht".

Bernd Lambauer, Evangelist; Markus Volpert, Jesus

Kleine Zeitung vom 26.03.2002
Spirituelles Hörerlebnis - cappella nova - das bedeutet Vokalmusik vom Feinsten, emotionale Auslotung bis ins kleinste Detail und stets höchst interessante Werke. So wurde diesmal die durch diverse Motetten bereicherte Matthäus-Passion des Schütz-Schülers Johann Theile in der Mariahilferkirche zum hoch karätigen Hörerlebnis.
Das von Otto Kargl gegründete Ensemble wurde ergänzt durch handverlesene Instrumentalisten, die in dieser Passion an der Textausdeutung großen Anteil haben, wodurch - einziger Wermutstropfen - die Solisten bisweilen nicht optimal durchzuhören waren. Die hohen Anforderungen der Rolle des Evangelisten erfüllte Bernd Lambauer, Markus Volpert gelang eine ebenso reife wie sensible Jesus-Darstellung.

 

Sa, 27.10.2001: Dom St. Pölten
So, 28.10.2001: Basilika Seckau

Georg Friedrich Händel: Messiah

(Rundfunkaufnahme in St. Pölten, Übertragung am ??)

Cornelia Horak, Sopran; Markus Forster, Alt; Bernd Lambauer, Tenor; Markus Volpert, Bass; Solamente Naturali Bratislava; gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten

Niederösterreichische Nachrichten vom 29.10.2001
Messiah - Barocke Kirchenmusik? Heute? Ja, bitte. Wenn sie genauso zu bezaubern und zu überraschen vermag wie das Abschlusskonzert des heurigen Konzertzyklus "Musica Sacra" am vergangenen Samstag.
Händel stand auf dem Programm im St. Pöltener Dom. Der war sehr gut gefüllt und erwartete gespannt die vertonte Geschichte vom Leben und Sterben Jesu Christi. Obwohl: Evangelien sind im "Messiah" nur in Auszügen zu finden, vielmehr hat Librettist Charles Jennens seinen Oratoriumstext vor allem in den Prophezeiungen Jesajas und den Psalmen gefunden.
Großartig, innig, manchmal auch ganz zärtlich die Musiker des Ensembles Solamente Naturali Bratislava, sehr klar und fast bescheiden der Klang der Barockinstrumente. Kraftvoll, dynamisch, rhythmisch exakt und mit spürbarer Freude der gemeinsame Chor der cappella nova graz und der Domkantorei St. Pölten. Überraschend in Farbe und Ton der Countertenor Markus Forsters als Alt, mitreißend und warm Markus Volperts Bass. Und: Ein "Hallelujah", das neu, frisch und jubelnd wirkte. Bravo!

Kleine Zeitung (Steiermark) vom 31.10.2001
Zwingender "Messiah": Die Macht des Wortes - Als musikalisches Finale der Ausstellung "Die Macht des Wortes" präsentierte Otto Kargl in der Seckauer Basilika dem teils weit angereisten Publikum seine Auffassung von Händels "Messiah". Welche naheliegend, aber dennoch selten ist: Phrasierung, Rhythmus und Artikulation begründen sich im Bibeltext und wirken dadurch nicht manieriert, sondern zwingend logisch.
Kargl hat sich die Latte hoch gelegt, weshalb es sich von selbst versteht, dass die Vokalensembles capella nova graz und Domkantorei St. Pölten plattenreif klangen. Solamente Naturali, das klein, aber fein besetzte Ensemble, musizierte auf Originalinstrumenten virtuos, die Solisten Cornelia Horak, Markus Forster, Bernd Lambauer, Markus Volpert agierten auf Festspielniveau. Standing Ovations.

Kleine Zeitung (Murtal) vom 30.10.2001
Ein in sich geschlossenes musikalisches und viel beklatschtes Erlebnis war die Aufführung von Händels "Messias" in der Seckauer Basilika - Die Aufführung von Georg Friedrich Händels "Messias" in der Basilika von Seckau war ein wunderbar passender Abschluss der diesjährigen sinnträchtigen Ausstellung über die "Macht des Wortes" in der obersteirischen Abtei...
Während in der Aufführungspraxis dieses Werks im 19. und 20. Jahrhundert Volumen und Volltönigkeit im Vordergrund standen, interpretierte Otto Kargl, Domkapellmeister von St. Pölten, ungemein differenziert und durchsichtig. Dennoch kamen die dramatischen Akzente - nicht nur im berühmten "Hallelujah" und im Schlusschor nach einem Text der Offenbarung - voll zur Geltung...
Die relativ klein besetzte cappella nova|graz erwies sich wieder als exquisiter Klangkörper, gespielt wurde auf (nachgebauten) Originalinstrumenten. Wie schon mehrmals in Seckau verdient auch diesmal der hervorragend einstudierte Chor der Domkantorei St. Pölten höchste Anerkennung. Nicht zu vergessen das historisch versierte Ensemble "Solamente Naturali Bratislava". Als Solisten hörte man Cornelia Horak mit ihrem kultivierten Sopran und dem in allen Lagen ausgeglichen schönen Timbre, den Countertenor (Altus) Markus Forster, der wie schon im Mai 2000 in Bachs "Johannespassion" voll überzeugte, den Tenor Bernd Lambauer und den ausdrucksstarken Bassisten Markus Volpert.
Der Beifall für dieses in sich geschlossene musikalische Erlebnis wollte kein Ende nehmen und wurde mit einer Wiederholung des mitreißenden "Hallelujah" belohnt.

 

So, 15.07.2001: Seewalchen
Sa, 27.10.2001: Mariahilf, Graz

Palestrina: Missa Papae Marcelli; Johann Nepomuk David: Evangelien-Motetten (1958).

 

Sa, 24.03.2001: Mariahilf, Graz
So, 25.03.2001: St. Josef, Voitsberg

Leonhard Lechner: Johannespassion; Johann Kuhnau: Tristis est anima mea; Hugo Distler: Totentanz.

(Rundfunkaufnahme in Graz, Übertragung am ??)

Herbert Bolterauer, Orgelpositiv

Kleine Zeitung vom 27.03.2001
Packende cappella nova: Unter die Haut - Vollends in ihrem Element war Otto Kargls "cappella nova graz" - ein Ensemble, von dem man nur in Superlativen sprechen kann - in der jüngsten "Abendmusik" der Mariahilferkirche. Leonhard Lechners chorisch durchkomponierte "Johannes-Passion", Johann Kuhnaus Motette "Tristis est anima mea" und erst recht Hugo Distlers "Totentanz" gingen durch vollendet-ausgewogene Polyphonie, Klangreinheit und eindringliche Textgestaltung beim Zuhörer unter die Haut. Schade nur, dass Sprecherin Liselotte Slippek ("Tod") mit dem antiquierten, aber packenden Text offenbar nichts anzufangen wusste.

 

Fr, 22.12.2000: Großer Sendesaal ORF Wien

Johann Sebastian Bach: "Jesu, meine Freude"

(im Rahmen der Ö1-Bach-Nacht live gesendet)

 

Sa, 09.09.2000: Dom St. Pölten
So, 10.09.2000: Mariahilf, Graz

Johann Sebastian Bach: "Matthäuspassion"

Johannes Chum, Evangelist und Arien; Cornelia Horak, Sopran; Marie-Claude Chappuis, Alt; Gerd Kenda, Christus und Arien; gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten

Niederösterreichische Nachrichten vom 11.10.2000
Bach, bewegend und berührend. - Damit eine Aufführung von Johann Sebastian Bachs "Matthäus-Passion" gelingt, braucht es eine durchgehende Dramaturgie und eine klare theologische Aussage. Beides erfüllten die Domkantorei St. Pölten, die "cappella nova" aus Graz und das Ensemble "Solamente Naturali" aus Bratislava zum Auftakt des Festivals "Musica Sacra" am Samstag-Abend im Dom mit Bravour.
Denn Dirigent Otto Kargl bewies einmal mehr erstaunliches Gespür für eine lebendige, bewegende und packende Bach-Interpretation, die wie aus einem Guss wirkte. Bemerkenswert sicher fand er für jede Nummer das richtige Tempo, leitete Sänger und Musiker sehr asketisch, mit klarem, präzisem und doch gefülvollem Schlag, baute im Wechselspiel von Solisten und Chor geschickt Spannungen auf und entlud sie danach in schlichten, berührenden Chorälen. Der so oft verkannte und nicht selten arg missbrauchte Bach, so konnte man meinen, hätte sich an diesem Abend ausnahmsweise verstanden gefühlt.
Tenor Johannes Chum, längst ein gern gehörter Stammgast in St. Pölten, war ein wunderbar spannend phrasierender Evangelist allererster Güte, die Altstimme von Marie-Claude Chappuis erfüllte den Kirchenraum mit ihrer auffällig klaren Intonation und ihrer angenehm hellen Klangfarbe. Der ausdrucksstarke, herzhafte Bass von Gerd Kenda war ein großes Hörvergnügen und traf zudem als "Jesus" immer den richtigen Tonfall...

 

So, 28.05.2000: Basilika, Seckau

Johann Sebastian Bach: "Johannespassion"

Johannes Chum, Evangelist und Arien; Cornelia Hosp, Sopran; Markus Forster-Kadnar, Altus; Andreas Lebeda, Bass; Mathias Hausmann, Christus; gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten

Kleine Zeitung vom 31.05.2000
Seckau. - Seckau kann immer wieder Künstler hohen Ranges verpflichten. So wurde die Aufführung des Werkes in der Basilika unter der souveränen Leitung von Domkapellmeister Otto Kargl zu einem besonderen Ereignis. Die Besetzung der Solopartien war ausgezeichnet: die vielseitige, auch in barocker Tradion erfahrene Sopranistin Cornelia Hosp, der stilistisch adäquate Altus Markus Forster, der hoch qualifizierte (Bass-) Bariton Mathias Hausmann, Andreas Lebeda, und ganz besonders der Tenor Johannes Chum, der der Rolle des Evangelisten mit beispielhafter Dramatik gerecht wurde. Die Domkantorei von St.Pölten mit ihrem großen Stimmpotenzial bot in Musikalität, Ausdruck und präziser Akzentuierung eine großartige Leistung im Zusammenwirken mit dem Ensemble der renommierten cappella nova/Graz. An der Orgel wirkte Franz Danksagmüller - nomen est omen.
Das Kirchenkonzert, in dem auf jede Einzelheit geachtet wurde und sich alles zu einer grandiosen Einheit fügte, schloss sich in dem Raum von intensiver Spiritualität und großer historischer Bedeutung würdig an die Aufführung von Monteverdis Marienvesper im vergangenen Jahr an.

 

So, 16.04.2000: Festspielhaus, St. Pölten

Johann Sebastian Bach: "Johannespassion"

Johannes Chum, Evangelist und Arien; Cornelia Hosp, Sopran; Lydia Vierlinger, Alt; Andreas Lebeda, Bass; Mathias Hausmann, Christus; gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten

Niederösterreichische Nachrichten vom 17.04.2000
Bach, glaubhaft - Nikolaus Harnoncourt hatte uns erst kürzlich im Wiener Musikverein vorgeführt, wie man Bachs "Johannes-Passion" heute offenbar zu verstehen hat: Nur das düstere Leiden ist wahr, die Auferstehung ein mit Vorsicht zu genießendes Paradoxon.
Der St. Pöltener Domkapellmeister Otto Kargl, die Domkantorei und die "cappella nova" aus Graz zeigten uns am Sonntag-Vormittag im Festspielhaus, dass es auch anders geht: In einer sehr drängenden, bewegten und konzentrierten Interpretation entfaltete sich eine ergreifende Passionsgeschichte, die ohne Düsternis von Leiden und Tod Christi zu erzählen wusste, aber auch von Erlösung und Auferstehung - ohne Pathos und ohne Jubel, aber mit jener unerschütterlichen Gewissheit, die Bachs Intentionen gerecht wird und dennoch zeitgemäß ist.

St. Pöltner Stadtzeitung vom 17.04.2000
Musik zur Osterzeit - Zweimal "Konzertort" Festspielhaus. Einmal Bachs "Johannes-Passion", prachtvoll interpretiert von der Domkantorei St. Pölten und der cappella nova graz. Otto Kargl präsentierte das Werk mit immensem Schönklang, schaffte mit seiner unspektakulären Art, stets auf das Wesentliche bedachten Leitung, die Universalität der Bach'schen Tonwelt, vor allem deren humane, das heißt menschliche Empfindungen und Gefühle beinhaltende "Innenleben" klar und gefühlvoll herauszuarbeiten.

 

So 05. 04. 2009: Festspielhaus St. Pölten

Do 13. 08. 2009: Carinthischer Sommer, Ossiach

Fr 14. 08. 2009: Attergauer Kultursommer, St. Georgen am Attersee

Josef Haydn: Die Schöpfung

Barbara Bonney (Ossiach und St. Georgen), Theresa Dlouhy (Gabriel - St. Pölten), Maria Erlacher (Eva - St. Pölten) Sopran; Bernhard Berchtold, Tenor; Daniel Schmutzhardt, Matthias Helm (Adam - St. Pölten), Bass; L'Orfeo Barockorchester (Michi Gaigg); gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten

Niederösterreichische Nachrichten vom 14.04.2009
Mit Darwin hat sie wahrscheinlich nichts zu tun, die "Schöpfung". Im Gegenteil. Da lobpreisen die Engel, da frohlocken die Chöre, da erhebt sich die Welt aus dem Chaos - und zwar auf Gottes Wort. Wie das, gerade im Haydn-Jahr, auch klingen kann, das bewies Domkapellmeister Otto Kargl vorvergangenen Sonntag im restlos ausverkauften Festspielhaus St. Pölten. So zart hat man den Regen in Joseph Haydns Oratorium lange nicht prasseln gehört, so heftig die Stürme toben, so still den Mond aufsteigen und so gewaltig die Löwen brüllen. Grandios das gar nicht so kleine Barockensemble (L'Orfeo), grandios die Chöre, grandios die Solistenriege, allen voran Daniel Schmutzhardt (Raphael) & Bernhard Berchtold (Uriel).
Fazit: Joseph Haydns Schöpfungsgeschichte, zum Niederknien schön!

Bezirksblatt vom 08.04.2009
Die Schöpfung im Orginalklang. [...] Am Sonntag Haydn ganz anders. Otto Kargl, ein Fachmann für Aufführungen im Originalklang, ließ "Die Schöpfung" extrem transparent, farbig, ohne Schwulst und Luxus interpretieren, die Tempi brachte er spannend und mit viel Energie. Den Grundstein legte nahezu perfekt das L'Orfeo Barockorchester. Für die elf Chöre des Werkes wurden die Domkantorei St. Pölten sowie die "cappella nova graz" exzellent vorbereitet.
Theresa Dlouhy als Gabriel, Maria Erlacher als Eva, Bernhard Berchtold (Uriel), Daniel Schmutzhardt (Raphael) sowie Matthias Helm als Adam zeigten sich als hervorragend besetztes Solistenquintett. Großer Jubel.

Wiener Zeitung
Vom Glück der Unschuld. Eine heile Welt vor dem Sündenfall: Haydns "Schöpfung", dieses monumentale musikalisch-religiöse Bild über die Entstehung des Diesseits, ist durchdrungen von Idealen des Positiven.
Ein Bild, das nun kongenial in den Rahmen der Ossiacher Stiftskirche gestellt und ebenso dort ausgeführt wurde: mit dem L'Orfeo Barockorchester, der "cappella nova graz", der Domkantorei St. Pölten und zwei fulminanten Gesangssolisten.
Otto Kargl leitete beide Chöre, Orchester und Solisten souverän, führte Instrumente wie auch Stimmen zu einer akzentuierten, insgesamt vorbildlich ausmusizierten Interpretation. Die Musiker überraschten mit fein nuancierten Klangfarben sowie in den Bläsern besonderer solistischer Präsenz. Ein auch im Forte nicht zu einem undifferenzierten Ausbruch verkommendes Klangerlebnis war es, das dank der ausgezeichnet disponierten Chorstimmen auch die vom Komponisten erdachten, überschwänglichen Lobgesänge ermöglichte.
Daniel Schmutzhard, ein Bariton-Glücksfall für die Partie des Erzengels Raphael, sorgte gemeinsam mit Bernhard Berchtolds tenoral makellos ausgeführtem Uriel für die herausragenden solistischen Momente dieser "Schöpfung".
Wenig strahlend, glanzlos abgedunkelt hingegen der Sopran Barbara Bonneys. In Summe aber doch zwei Stunden Haydn, zwei Stunden Lobgesang auf eine Welt ohne das Realistische, negative Heute, vom Publikum zu Recht mit Begeisterung aufgenommen.

Kleine Zeitung
Als in Ossiach das Licht aufging. Ziemlich eng wurde es im Altarraum der Stiftskirche zu Ossiach als dort das L'Orfeo Barockorchester aus Linz und die vereinigten Chöre der "cappella nova graz" und der Domkantorei St. Pölten Aufstellung nahmen. Schließlich verlangt Josef Haydn für das geniale Oratorium "Die Schöpfung" einen möglichst breiten und kompakten Klangkörper.
Der war gegeben und glänzend disponiert vor einer bis auf den allerletzten Platz gefüllten Kirche. Und als Dirigent Otto Kargl, Domkapellmeister zu St, Pölten, mit der einleitenden Ouvertüre das Chaos vorstellte, das die Welt war, eh Gott sie schuf, wurde es mucksmäuschenstill. Das Publikum folgte gebannt der von drei Erzengeln erzählten Schöpfungsgeschichte. Wem, nachdem Gott Licht von Finsternis geschieden hatte, noch immer kein Licht aufgegangen war, wie wunderbar hier musiziert und gesungen wurde, dem war nicht zu helfen. L'Orfeo, als international gefragtes Ensemble, zusammengesetzt aus Spezialisten für Alte Musik, lotete mit sichtlichem Engagement schlank, griffig, transparent und mit kräftigen Farben die musikalischen Figuren ohne Pathos plastisch aus. Brachte den gestirnten Himmel, Sonne und Mond ebenso zum Leuchten, wie den detailreichen Mikrokosmos der Natur zu hymnischem Singen zum Lob des Allerhöchsten.
Abgesehen von leichten Unsicherheiten meisterte der Chor sowohl monumentale Passagen wie meditative Sequenzen mit Bravour. Wortdeutlich und gediegen im Ausdruck als Engel der Tenor Bernhard Berchtold, vor allem aber der Bariton Daniel Schmutzhard mit einer einnehmend schönen Stimme. Leider enttäuschend Sopranistin Barbara Bonney, die auch mit Routine und Technik ihr Schwächen schwer zu kaschieren vermochte. Dennoch ein wundervoller Abend für die, die nicht in einer Seitenkapelle sitzen mussten. Stürmischer Applaus.

 

 

Sa 25. 10. 2008: Mariahilf, Graz

Abendmusiken

So 26. 10. 2008: St. Marein bei Knittelfeld

Seckau Kultur

Joanna Wozny: Ferne - Annäherung (UA)
Dietrich Buxtehude: Membra Jesu Nostri

Karolina Brachman, Sopran; Gertraud Santner, Sopran; Rudolf Brunnhuber, Altus; Tore Denys, Tenor; Lukas Kargl, Bass; Private Musicke (Leitung: Pierre Pitzl)

Kleine Zeitung vom 27.10.2008
Musikalische Annäherung - Berührende Chorliteratur von Wozny und Buxtehude. Mit einer beeindruckenden Gegenüberstellung von zeitgenössischer und barocker Musik feierte das renommierte Vokalensemble „cappella nova graz“ sein 25-jähriges Bestehen.
Die Uraufführung von Joanna Woznys Werk „Ferne – Annäherung“, einem verinnerlichten, meditativen Klanggewebe, war stimmiger Auftakt, der bei Woznys ehemaligem Kompositionsprofessor Gerd Kühr ebenfalls ungeteilte Zustimmung fand. Auch beim folgenden Kantatenzyklus Buxtehudes präsentierte sich der Chor als homogener, sensibel musizierender Klangkörper. In „Membra Jesu Nostri“ steht neben Schmerz und Trauer mystische, teils erotisch anmutende Sinnlichkeit. Dirigent Otto Kargl gelang mit seinem Chor, dem Instrumentalensemble „Private Musicke“ und den gut disponierten Solisten Agnes Scheibelreiter, Gertraud Santner, Rudolf Brunnhuber, Tore Denys und Lukas Kargl eine lebendige und farbenreiche Umsetzung all dieser Affekte.

 

 

Sa 06. 09. 2008: Dom St. Pölten

Musica Sacra

So 07. 09. 2008: Basilika Seckau

Seckau Kultur

Johann Sebastian Bach: Jesu, meine Freude BWV 227; Wachet auf, ruft uns die Stimme BWV 140; Komm, Jesu komm BWV 229; Der Geist hilft unser Schwachheit auf BWV 226; Fürchte dich nicht BWV 228; Singet dem Herrn ein neues Lied BWV 225

Martina Daxböck, Sopran; Lukas Kargl, Bass; Solamente Naturali Bratislava (Milos Valent); gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten

 

 

Do 10. 07. 2008: Pfarrkirche St. Josef, Graz

World Choir Games 2008

Claudio Monteverdi: Missa "In illo tempore": Kyrie, Gloria
Heinrich Schütz: Geistliche Chormusik 1648: Die mit Tränen säen
Johann Hermann Schein: aus "Fontane Israel": Da Jakob vollendet hatte
Rudolf Jungwirth: Meditation II
Johann Kuhnau: Tristis est anima mea

 

 

So 16. 03. 2008: Festspielhaus St. Pölten

Johann Sebastian Bach: Messe in h-Moll, BWV 232

Cornelia Horak, Sopran; Margot Oitzinger, Alt; Henning Klocke, Tenor; Markus Volpert, Bass; L'Orfeo Barockorchester (Michi Gaigg); gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten

Niederösterreichische Nachrichten vom 18.03.2008
Zu einer umjubelten Aufführung geriet das heurige Osterkonzert des St. Pöltener Festspielhauses am Palmsonntag. Auf dem Programm stand Johann Sebastian Bachs Hohe Messe in h-moll, auf der Bühne standen die Domkantorei St. Pölten, die cappella nova graz und das l'Orfeo Barockorchester, dazu ein erlesenes Solistenquartett.
Das Bravourstück leisteten die beiden Chöre, von Domkapellmeister Otto Kargl perfekt einstudiert. Derart hochqualifizierte Chormusik ist heute selten anzutreffen. Da entzückte den Liebhaber Alter Musik vieles, von den glockenrein gesungenen Koloraturkaskaden über den homogenen Chorklang bis zur perfekten Intonation inklusive rein ausgestimmten Akkorden.
Otto Kargl leitete Bachs Meisterwerk einfühlsam, durchsichtig und bestach durch aufregende Tempi. Er zauberte liebevoll barocke Details ins Festspielhaus, die normalerweise im Trubel der monumental-musikalischen Ereignisse dem Untergang geweiht sind.
Das l'Orfeo Barockorchester assistierte originalklangschön auf historischen Instrumenten. Von den Solisten sind vor allem Cornelia Horaks klarer Sopran und Margot Oitzingers berührender Alt hervorzuheben.

 

 

Sa 10. 11. 2007: Franziskanerkirche Graz

Cristoforo Caresana: Duo Decimonono a tre, Ave maris stella a Due Canti
Claudio Monteverdi: Missa in illo tempore (Kyrie, Sanctus), Beatus vir
Johann Herman Schein: aus "Israels Brünnlein": Freue dich des Weibes deiner Jugend, Was betrübst du dich meine Seele, Da Jakob vollendet hatte
Johann Joseph Fux: Laudate Dominum

Barockensemble des Johann Joseph Fux-Konservatoriums: Dario Luisi, Johanna Kargl, Sara Mosetti, Konstanze Rieckh

 

 

So 16. 09. 2007: Dom St. Pölten

Musica Sacra St. Pölten

Georg Friedrich Händel: Alexanderfest

Maria Erlacher, Sopran; Rudolf Brunnhuber, Altus; Bernhard Berchtold, Tenor; Markus Volpert, Bass; L'Orfeo Barockorchester (Michi Gaigg); gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten

Niederösterreichische Nachrichten vom 17.09.2007
Alexanderfest - Zu einer veritablen Sternstunde geriet das Eröffnungskonzert des Kirchenmusikfestivals Musica Sacra am vergangenen Sonntag. Im zum Bersten gefüllten St. Pöltener Dom musizierten die Domkantorei St. Pölten, die Cappella nova Graz und das L'Orfeo Barockorchester Georg Friedrich Händels "Alexanderfest". Dieses Oratorium kann es mit Händels "Messias" locker aufnehmen, was Musikalität, Originalität und gängige "tunes" betrifft. Leider ist es viel zu selten zu hören.
Domkapellmeister Otto Kargl hatte seine beiden Chöre perfekt einstudiert, so nahe an der absoluten Perfektionsgrenze erklingt Chormusik heute nur ganz selten. Da stimmte einfach alles, Intonation, Stimmhomogenität, Koloratursicherheit, Ausdruckskraft und exakte Lockerheit waren kaum zu überbieten.
Von den Solisten begeisterten Maria Erlacher mit ihrem strahlenden Sopran und Bernhard Berchtold mit seiner mitreißenden Gestaltung der Tenorpartie.
Eine große Rolle spielte auch das stimmige Ambiente des St. Pöltener Domes, dessen barocke Ausgestaltung zeitgleich mit diesem Oratorium entstand.

 

 

Di 01. 05. 2007: Pfarrkirche Piber 18:00 Uhr

Do 03. 05. 2007: Wiener Hofburgkapelle

Giovanni Pierluigi da Palestrina: Canticum Canticorum
John Dowland: Semper Dowland semper dolens
Heinrich Schütz: Stehe auf, meine Freundin
Johann Hermann Schein: aus "Fontane Israel": Wem ein tugendsam Weib bescheret ist, Lieblich und schöne sein ist nichts, Freue dich des Weibes deiner Jugend

Rudolf Brunnhuber, Altus; Private Musicke (Pierre Pitzl)

 

 

Sa, 28.10.2006: Basilika Seckau

Seckau Kultur

So, 29.10.2006: Graz Mariahilf

Abendmusiken

Heinrich Schütz: "Musikalische Exequien"
Christopher Tye: "In Nomine a 5"; "In Nomine a 6"
Krzystof Penderecki: "Agnus Dei"
Samuel Scheidt: "Paduana Dolorosa a 4 voc."; "Courant a 4 voc."
Johann Hermann Schein: Motetten aus dem Israels Brünnlein: "Herr, lass meine Klage", "Was betrübst du dich, meine Seele", "Da Jakob vollendet hatte"

Martina Daxböck, Elisabeth Breuer, Sopran; Rudolf Brunnhuber, Altus; Tore Tom Denys, Bernd Oliver Fröhlich, Tenor; Lukas Kargl, Ulfried Staber, Bass; Private Musicke (Pierre Pitzl)

Kleine Zeitung vom 31. 10. 2006
Überquellende Sangesfreude - Otto Kargl und seine "cappella nova graz" stellten in der Mariahilferkirche ihre hohe Kunst an Raritäten unter Beweis. Die kostbaren "Musikalische Exequien" von Heinrich Schütz wurden durch die makellose Diktion und überquellende Sangesfreude des Chores und der Solisten zusätzlich veredelt. Das Agnus Dei aus Krzysztof Pendereckis "Polnischem Requiem" als Gegenüberstellung zu drei Motetten von Johann Hermann Schein bewies die visionäre Stimmführung des Letzteren.
Pierre Pitzls Gambenkonsort "Private musicke" bereicherte durch einfühlsame Begleitung und einige Instrumentalminiaturen.

 

 

Mo, 10.07.2006: Stiftskirche Ossiach

Carinthischer Sommer 2006

Georg Friedrich Händel: "Funeral Anthem" HWV 264 (1. Satz)
Wolfgang Amadeus Mozart: "Requiem", KV 626; "Ave verum", KV 618
Rudolf Jungwirth: Meditatio II

Cornelia Horak, Sopran; Britta Schwarz, Alt; Alexander Kaimbacher, Tenor; Markus Volpert, Bass; Solamente Naturali Bratislava; gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten

Neue Kärntner Tageszeitung vom 12.07.2006
Festival: Versonnen, in demütiger Kraft - Ein dramaturgisches Puzzle rund um das unvollendete berühmte Mozart-Requiem, mit der Seele musiziert, bot sich dem Publikum in Ossiach beim Carinthischen Sommer am Montagabend.
Was bleibt von so einem Abend? Ein toller Chorklang, die Bewunderung für die Intonationsreinheit bei der Jungwirth-Passionsmotette, ein hinreißend versonnenes und demütiges, aus der Abnutzung herausgehobenes "Ave Verum", brillant zusammenklingende Solisten und wieder ein volles Kirchenhaus. Die Aufgabe, das Mozart-Requiem, jenes sagenumwobene, nicht vollendete, in einen musikalischen Rahmen zu setzen, ist in Ossiach gelungen. Voran schritt G. F. Händel: "The ways of Zion do mourn" war ein "Funeral Anthem", dass er für das Begräbnis von Königin und Freundin Caroline schrieb. Hier waren auch einzig minimale Anpeilschwierigkeiten bei den Einsätzen des Chores zu registrieren - der zusammengeführten "capella nova graz" und der Domkantorei St. Pölten (Leitung Otto Kargl). Wie bei der diesjährigen Kirchenoper wurde die "Meditatio II" von Rudolf Jungwirth als Intarsie ins Requiem gelegt: eine hinreißend intonationssichere und gestalterische Leistung des Chores. Sicher und mit viel Einsatz das Orchester: "Solamente Naturali" mit Konzertmeister Milos Valent.

Kleine Zeitung vom 12.07.2006
Erschütternde Wirkung - Exzellentes Mozart-Requiem in Ossiach. Es macht Sinn, vor Mozarts Requiem den Händel-Chor "The ways of Zion do mourn" zu spielen. Schließlich hat der Salzburger Genius diesen nach Transponierung in d-Moll für den Beginn seiner Totenmesse entliehen. Es macht aber wenig Sinn, Mozarts "Opus ultimum" zerstückelt zu bringen, indem das "Ave verum" und die "Meditatio II" vom "Composer in residence" Rudolf Jungwirth mitten ins Requiem eingefügt werden.
Abgesehen davon war der Abend interpretatorisch außergewöhnlich. Die vereinigten Chöre der "capella nova graz" und der "Domkantorei St. Pölten" sangen unglaublich intonationsrein und sehr homogen. Das Orchester "Solamente naturali" aus der Slowakei unter Otto Kargl erlebte man auf historischen Instrumenten mit großer Lebendigkeit, bei so manchen Fugen recht rasant, aber immer mit großer Spannung. Und so blieb, auch dank eines vorzüglichen Solistenquartetts – die erschütternde Wirkung ungebrochen. Jubel!

 

 

So, 9.04.2006: Festspielhaus St. Pölten

Wolfgang Amadeus Mozart: Messe c-moll, KV 427; "Exsultate, jubilate", KV 165; "Ave verum", KV 618; Kirchensonate D-Dur, KV 245

Monika Mauch, Sopran; Nuria Rial, Sopran; Bernhard Berchtold, Tenor; Lukas Kargl, Bariton; L'Orfeo Barockorchester; gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten

Niederösterreichische Nachrichten vom 18.04.2006
Mozarts c-moll Messe - Einen interessanten Zugang zu Mozarts Großer Messe in c-moll vermittelte Domkapellmeister Otto Kargl am Palmsonntag im Festspielhaus St. Pölten. In liturgischer Stimmigkeit fügte er weitere Gustostückerl der Sakralmusik Mozarts in die Messkomposition ein. So erklang eine Kirchensonate als Antwortpsalm, die Psalmvertonung "Exsultate, jubilate" als Hallelujaruf und das "Ave verum" zum Offertorium.
Interpretiert wurde der kirchenmusikalische Hochgenuss in äußerster Präzision und Stimmigkeit. Domkantorei St. Pölten und cappella nova graz boten mit akzentuierter Dynamik, präziser Stimmführung und einzigartigen messa-di-voce-Tönen ein hörenswertes Beispiel perfekter Chorkultur. Monika Mauch und Nuria Rial gestalteten klar und koloratursicher die Sopranpartien.

 

 

So, 9.10.2005: Basilika Seckau

Steirischer Herbst / Seckau Kultur

Christian Muthspiel (posaune, electronics): "Soundscape / Darkness ... into the light" [Uraufführung]
Thomas Daniel Schlee: "...und ich sah" (Oratorium auf Texten aus dem Alten und Neuen Testament)

Johanna von der Deken, Sopran; Markus Volpert, Bass;

Die Presse vom 11.10.2005
Die jüngste der jüngsten Posaunen - In jeder Hinsicht bemerkenswert scheint die Uraufführung von Thomas Daniel Schlees Oratorium "Und ich sah", die Sonntag in der Basilika Seckau stattfand. Zum einen ist es heutzutage nicht mehr selbstverständlich, dass ein zeitgenössischer Komponist einen bedeutenden Teil seiner Schaffenskraft in den Dienst religiöser, oft liturgisch gebundener Musik stellt. Zum andern ist Schlee einer der wenigen schöpferischen Geister im österreichischen Musikleben, die sich den Luxus leisten, stilistisch konsistent und im besten Sinne eigenbrötlerisch zu agieren. Kann sein, dass Kenner in seinen Stücken Echos großer Vorbilder, nicht zuletzt des Lehrers Olivier Messiaen, zu vernehmen meinen. Doch sind diese Nachklänge vielfach gebrochen und stimmig in den Inspirations-Fluss des heute 48-jährigen Komponisten (und Intendanten des Carinthischen Sommers) eingebunden.
Für die Seckauer Produktion, angeregt durch Otto Kargl und dessen phänomenale Cappella Nova Graz, schuf Schlee eine tönende Vision, frei assoziiert zu den apokalyptischen Fresken, die Herbert Boeckl Anfang der fünfziger Jahre für die Engelkapelle in Seckau gemalt hat. Auch in dem musikalischen Werk werden die Themenkreise der Apokalypse behandelt, doch nicht wie in den optischen Nachtmahren und Visionen aus dem Text des Johannes auf Pathmos, sondern nach einer Textauswahl, die Schlee selbst aus Büchern des Alten und Neuen Testaments getroffen hat und die auf die eigentliche Bedeutung des Wortes Apokalypse, die da ist: Erkenntnis, verweisen.
Ausgehend vom schlichten Gesang einer Choralschola, die Schlee dann fantasievoll in die vielstimmigen Sätze seines Oratoriums einbindet, entwickeln sich neun Sätze, in denen die unterschiedlichsten Klangkombinationen akustische Gegenbilder zu den bizarren, dann wieder berührend schlichten Sprachszenen entwerfen. Ein Streichquartett, Solotrompete und Posaune sowie die von Franz Danksagmüller virtuos geschlagene Orgel umhüllen oder kontrapunktieren den Gesang, der von Markus Volpert und besonders eindrucksvoll Johanna von der Deken solistisch in oft Schwindel erregende Höhen geführt wird. Schlees Erfindungskraft setzt simple Linien, schlingt sie zu verwirrenden Verknotungen, setzt den himmlischen Chor der Engel mit lichten Akkorden von irdischen Erlösungsbitten ab; dabei ist er wohl den ureigenen Klängen seines Lehrers Messiaen am nächsten. Ein Werk, dem - nach Christian Muthspiels meditativem einleitenden Posaunensolo - Otto Kargls Ensemble mit bewundernswerter Hingabe beigekommen ist, das im Hörer freilich dank seiner Vielgestaltigkeit die Lust auf baldiges Wiederhören weckt: Manche originellen Klangbilder verwehen in der Realität allzu flüchtig, hinterlassen jedoch schemenhaft-fesselnde Spuren im Gedächtnis, die zu erneuter Beschäftigung drängen.

Kleine Zeitung vom 11.10.2005
Einnehmende Strahlkraft in Seckau - "Ihre Augen aber wurden aufgetan und sie erkannten ihn": Just im Moment der Erleuchtung ließ Dramaturg Zufall die Glocken der Abteikirche zur Komplet rufen. Otto Kargl hielt inne und ließ die Besinnlichkeit wirken. Unter seinem Dirigat geriet das neunsätzige Oratorium "Und ich sah ...", von Komponist Thomas Daniel Schlee in ein episch apokalyptisches Beziehungsgeflecht gesetzt, zum schillernden Klanggemälde.
Auch wenn so manche Textstellen in der nur halb gefüllten Basilika verloren gingen, beeindruckten die Maßarbeit der "cappella nova graz" sowie Johanna von der Deken (Sopran) und Franz Danksagmüller (Orgel). Hypnotische Momente evozierte zuvor Posaunist Christian Muthspiel aus den kühlen Winkeln der Raumakustik. In einer emphatischen, kontemplativen Klangperformance, die unter die Haut fuhr.

Falter 41/05
Eine Offenbarung: Sakrale Klänge abseits des herbstlichen Trubels in der Abtei Seckau - "Und ich sah..." heißt Thomas Daniel Schlees Oratorium, das in Kooperation mit dem steirischen Herbst vom umtriebigen Verein Seckau Kultur am Wochenende uraufgeführt wurde, passenderweise in der Basilika der Benediktinerabtei Seckau. Dass dies dem herbst ein Budget von null Euro wert war und ein Werk, das sich alter Formen bedient und dabei zeitgenössisch komponiert ist, nicht Eingang in das heurige Programm des Musikprotokolls findet, bleibt unverständlich. Ohne Unterstützung des Otto-Mauer-Fonds und der Alban-Berg-Stiftung hätte dieser spannende Abend gar nicht stattgefunden.
Quasi als Appetizer servierte Christian Muthspiel seine Posaunen-Performance "Soundscape/Darkness... (into the light)", bei der er mit zahlreichen Effektierungen Loops bastelte, Harmonien generierte und archaische Geisterbeschwörungen zu Ostinatotönen durch sein Horn schickte. Eine Delikatesse.
Ausgehend von Herbert Boeckls berühmten Seckauer-Apokalypse-Fresken hat Schlee, auch Intendant des Carinthischen Sommers, Texte des Alten und Neuen Testaments in neun Sätzen vertont, die sich auf die ursprüngliche Bedeutung des Wortes Apokalypse bezogen, auf das Enthüllen von zuvor Verborgenem. Zur Verfügung standen dem Komponisten, der unter anderem bei Olivier Messiaen studiert hat, dabei die relativ bescheidenen Mittel von Chor, zwei Solisten, Streichquartett, zwei Bläsern und Orgel. Schlee, selbst renommierter Organist, komponierte gerade auf diesem Instrument bis an die Grenzen des Machbaren und verlangte dem Interpreten Franz Danksagmüller äußerste Virtuosität ab.
Den Zuhörern wurde indes äußerste Konzentration abverlangt, im Programm waren begrüßenswerterweise die verwendeten Bibelstellen abgedruckt, da dem Chor textlich schwer zu folgen war. Abgesehen davon hielt die von Otto Kargl präzis geleitete Cappella Nova auf bewundernswerte Weise die Stimmung in einer von kleinen Nonen und Clusterakkorden geprägten Harmonik. Die Solisten Johanna von der Deken (Sopran) und Markus Volpert (Bass) waren hervorragend disponiert und verhalfen der Musik zu enormer Kraft. Die starke Anspannung dieser komplexen Komposition, die zwischenzeitlich das Kreischen von tausend verlorenen Seelen wachzurufen schien, löste sich erst im letzten, IX. Satz in etwas auf, das, wie der Komponist selbst sagt, als altmodisch gelte, nämlich Emotion. Trotzdem erklang in diesem finalen Gesang vom himmlischen Jerusalem aus der Offenbarung Johannis ein Tritonus, der die Glückseligkeit störte.

 

 

Sa, 10.09.2005: Dom St. Pölten

Musica Sacra St. Pölten

So, 11.09.2005: Basilika Seckau

Seckau Kultur

Georg Friedrich Händel: "Funeral Anthem" (1. Satz)
Wolfgang Amadeus Mozart: "Requiem", KV 626

Cornelia Horak, Sopran; Lydia Vierlinger, Alt; Bernhard Berchtold, Tenor; Markus Volpert, Bass; Solamente Naturali Bratislava; gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten

Niederösterreichische Nachrichten vom 12.09.2005
Requiem in der Domkirche - Das Mozart-Requiem hört man oft. Man hört es auch oft gut. Aber so gut wie am vergangenen Samstag im St. Pöltner Dom hört man es nicht oft.
Zum Eröffnungskonzert des Festivals Musica Sacra war Dirigent Otto Kargl mit seinen Chören Domkantorei St. Pölten und cappella nova graz sowie dem Orchester Solamente Naturali angetreten, um Mozarts einzigartige Totenmesse zu feiern. Das Ergebnis war eine der stimmigsten und beeindruckendsten Interpretationen, die man sich nur vorstellen kann.
Mozarts kurzes Leben wurde da als Klammer zwischen barocker Puderperücke und Wiener Klassik spürbar. Der Bogen spannte sich von aufregenden barocken Trillern und Vorhalten bis zu einzigartiger Phrasierung und Dynamik. Die Ensembles folgten Otto kargl mit müheloser Leichtigkeit, selbst bei unglaublichem Tempo in den Doppelfugen. Züngelnde Flammen des Infernos und anmutig-liebliche Aussöhnung mit dem Tod - eine überirdische Feier im barocken Kirchenschiff.

 

 

So, 20.03.2005: Festspielhaus St. Pölten

Georg Friedrich Händel: "Messiah"

Cornelia Horak, Sopran; Waltraud Hoffmann-Mucher, Mezzosopran; Victor Schiering, Tenor; Matthias Hausmann, Bass; Solamente Naturali Bratislava; gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten

Niederösterreichische Nachrichten vom 21.03.2005
G. F. Händels Auferstehung - "Ob mein Geist innerhalb oder außerhalb meines Körpers war, ich kann es nicht sagen, das weiß nur Gott" - so sprach Georg Friedrich Händel über jene unfassbaren 20 Tage, in denen er mit seinem "Messias" eines der größten Oratorien des Abendlandes schuf.
Vergangenen Sonntag erklang dieses Werk im St. Pöltner Festspielhaus. Otto Kargl leitete die St. Pöltner Domkantorei, die cappella nova Graz und Solamente naturali sowie ein ausgewogenes Solistenensemble.
Die beiden Chöre glichen dabei wohlintonierten, kostbaren Instrumenten, die gleich einer großen Orgel vom St. Pöltner Domkapellmeister bravourös zum Klingen gebracht wurden. Da begeisterte jedes Register, da sprach jede Traktur an, das ganze Werk funktionierte mit unglaublicher Virtuosität.
Cornelia Horaks glockenklarer Sopran begeisterte in den exponiertesten Lagen und Koloraturen. Jubel beim Publikum.

Der neue Merker
Messiah (N.A.W.) - Lediglich für eine einzige Messias-Aufführung kamen die Domkantorei St. Pölten, die cappella nova graz sowie Solamente Naturali aus Bratislava im Festspielhaus unter Dirigent Otto Kargl zusammen. Von dieser Erstbegegnung mit allen drei Ensembles war ich außerordentlich angetan und geradezu überrascht von der stupenden Qualität dieser englisch gesungenen Aufführung aus vorzüglichen Originalklang-Musikern (a=415 Hz) sowie der Vereinigung beider Chöre. Das Pressburger Originalklang-Ensemble hat sich auf Musik des 17. und 18. Jhs. spezialisiert und in der Unmittelbarkeit und hellen Frische eines so tänzerischen elastischen Klanges sucht der Klangkörper sicherlich seinesgleichen. Geradezu swingend präsentierte sich die gesamte musikalische Interpretation und hatte einen lebhaft starken "Puls". Die vier Gesangssolisten Cornelia Horak, Waltraud Hoffmann-Mucher, Victor Schiering und der eingesprungene Mathias Hausmann boten dazu solide Leistungen. Phänomenal durchsichtig und klangschön präsentierte sich die chorische Vokalkultur in der Einstudierung durch den Domkapellmeister der Kathedralkirche der n.ö. Hauptstadt, Otto Kargl. Er ist auch Gründer der Grazer cappella nova und hat mit ihr zahlreiche Preise bei internationalen Chor-Wettbewerben erringen können sowie etliche RF- und CD-Aufnahmen gemacht. Alle drei unterschiedlichen Ensembles arbeiten bereits seit einem Jahrzehnt zusammen und sind in dieser Zeit geradezu "verschmolzen". Ein würdiger, ja denkwürdiger Messias zur Osterzeit außerhalb von Wien, den man getrost der jüngsten Interpretation von Nikolaus Harnoncourt im Musikverein zur Seite hätte stellen können.

 

 Mo, 25.10.2004: Dom St. Pölten

Musica Sacra St. Pölten

Di, 26.10.2004: Basilika Seckau
 

Seckau Kultur

Johann Sebastian Bach: Messe in h-Moll, BWV 232

Inna Jeskova, Sopran; Sigrid Horvath, Alt; Daniel Johannsen, Tenor; Markus Volpert, Bass

Gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten und Solamente Naturali Bratislava

Kleine Zeitung vom 29.10.2004
Bachs "Hohe Messe" auf außerordentlichem Niveau - Man muss nicht das Zeitliche segnen, um die "Sanctus"- und "Hosanna"-Rufe himmlischer Heerscharen zu erleben. Wenn Otto Kargl Johann Sebastian Bachs h-Moll-Messe aufführt (wie in der Basilika Seckau), erlebt man das Überirdische im Hier und Jetzt. Kargl spannt den gelungenen Bogen von der theoretischen Beschäftigung mit dem gigantischen Werk über Bienenfleiß beim Einstudieren bis zu gefühlsintensiver Interpretation. Seinen straffen, beschwingten Tempi folgen die Sänger bis ins Detail. Etwas schwerer tun sich damit die Musiker von Solamente naturali Bratislava, die ihre alten Instrumente allerdings exzellent beherrschen.
Hinsichtlich der Stimmqualität sind die Solisten Inna Jeskova, Sigrid Horvath, Daniel Johannsen und Markus Volpert sowie Cappella nova und Domkantorei St. Pölten zu loben.

Niederösterreichische Nachrichten vom 02.11.2004
Klarster Klang - Die umjubelte Aufführung von Johann S. Bachs "Hoher Messe" im Dom St. Pölten war ein Fest vor allem der Chorstimmen - Johann Sebastian Bachs h-Moll Messe bildete am Montag der Vorwoche den glorreichen Abschluss des Kirchenmusikfestivals Musica Sacra. Das "größte musikalische Kunstwerk aller Zeiten und Völker", wie der Schweizer Verleger Hans Georg Nägeli die h-Moll Messe bezeichnet hat, wurde seinem Ruf wieder einmal gerecht!
Die Interpretation im überfüllten Dom von St. Pölten geriet zu einem Fest der (Chor-) Stimmen. Die Chorsätze mit ihren rasenden Koloraturen, den unglaublichen Vokalharmonien und den so üppigen Meisterleistungen polyphoner Stimmführung bilden nicht nur die Krönung von Bachs Vokalkunst, sie sind auch zentrales Element seiner Hohen Messe. So waren es auch die beiden Chöre, die bei dieser Aufführung den Vogel abgeschossen haben. Unter der Einstudierung und Leitung von Festivalintendant Otto Kargl wuchsen die zwei Ensembles cappella nova Graz und die Domkantorei St. Pölten förmlich über sich hinaus. Kristallklare Koloraturen selbst bei halsbrecherischem Tempo, perfekte Homogenität der Stimmführung und absolute Reinheit der Intonation waren die Markenzeichen des Abends. Selbst wenn man glaubte, jetzt schon den ultimativen Chorklang der beiden Ensembles präsentiert zu bekommen, dann legten die immer noch zu, ohne dass man auch nur die geringste Anstrengung bemerkte.
Otto Kargl erwies sich einmal mehr als einer der ganz großen Chorpädagogen in diesem Land, eine derart stimmige Interpretation des Riesenwerkes macht ihm so bald kein Chor nach!
Meisterhaft auch das Instrumentalensemble Solamente naturali Bratislava unter seinem bewährten Gründer und Konzertmeister Milos Valent.
Einen bedeutenden Anteil an der Stimmung hatte auch der prachtvolle St. Pöltner Dom. Dass er in seiner barocken Ausgestaltung ziemlich genau zur selben Zeit wie Bachs Messe entstanden ist, war intuitiv zu spüren und letztlich mit ein Grund für die vollkommene Gesamtstimmung. Das Publikum dankte mit Jubel.

 

Sa, 29.05.2004: Basilika Seckau
 

Seckau Kultur

So, 30.05.2004: Stiftskirche Melk

Internationale Barocktage Stift Melk

Heinrich Ignaz Franz Biber: Missa ex B; Claudio Monteverdi: Magnificat a 6 voci, Beatus vir; Johann Josef Fux: Laudate Dominum (E29)

Cornelia Horak und Johanna von der Deken, Sopran; Rudolf Brunnhuber, Altus; Hermann Oswald und Julian Podger, Tenor; Markus Volpert, Bass

Milos Valent und Dasa Valentova, Violine; Peter Sestak, Viola; Pierre Pitzl, Daniel Pilz und Christian Ladurner, Viola da Gamba; Wolfgang Glüxam, Orgelpositiv

Die Presse vom 02.06.2004
Reibungslose Zusammenarbeit zwischen Stift und Stadt gehört wie die abwechslungs- und kenntnisreiche Programmierung durch Intendant Helmut Pilss und Berater Bernhard Trebuch zu den Erfolgsfaktoren der Barocktage Stift Melk.
Heimischen Ensembles war das Gedenken an den 300. Todestag der österreichischen Barockkomponisten Biber und Muffat anvertraut. Perfekt gelang die Wiedergabe einer fünfstimmigen Messe von Heinrich Ignaz Franz Biber durch den hochmotivierten Chor der Capella nova Graz in der Stiftskirche. Auch die raffinierten Takt- und Tempowechsel von Monteverdis schwungvoller Psalmvertonung "Beatus vir" bereiteten dem Ensemble und den ausgezeichneten Solisten unter der sicheren Leitung von Otto Kargl keinerlei Schwierigkeiten. Nur zuletzt, beim "kleinen" Magnificat aus Monteverdis Marienvesper, irritierte das scharfstimmige Forcieren des Soprans sehr; zweifellos hatte Kargl die Lage des Stückes insgesamt zu hoch angesetzt.

 

So, 04.04.2004: Festspielhaus St. Pölten

Johann Sebastian Bach: Matthäuspassion

Cornelia Horak, Sopran; Marie Claude Chappuis, Alt; Johannes Chum, Evangelist und Arien; Mathias Hausmann, Jesus; Robert Wagner, Bass

Gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten und Solamente Naturali Bratislava

Die Presse vom 06.04.2004
Und ewig lockt die Matthäuspassion - Im Festspielhaus St. Pölten begeisterte Bachs opus summum.
Die fortwährenden Diskussionen über die Frage, womit man heutzutage Publikum in Konzertsäle locken könnte, erübrigt sich, scheint's. Es funktioniert, wie es immer funktioniert hat. Setzt man die "Matthäuspassion" aufs Programm, ist der Saal voll, so groß er auch sei und so zähflüssig die Hörer sonst auch strömen mögen. Es gibt ja tatsächlich Werke im Kanon der abendländischen Kultur, mit denen konfrontiert zu werden immer aufs Neue befruchtend wirkt. Die schon von den Zeitgenossen so genannte "große Passion" Johann Sebastian Bachs gehört jedenfalls dazu.
Wenn sie dann noch mit Geschmack und spürbarem Gestaltungswillen präsentiert wird, dann hat man mit einer Aufführung alle Zuhörer eingenommen - und wohl für zukünftige Konzertbesuche interessiert. Man muss also nichts neu erfinden, wenn man einen Otto Kargl zur Verfügung hat, der seine St. Pöltner Domkantorei wie die Grazer Capella nova zu famosen, feinfühlig reagierenden Klangkörpern geformt hat und mit diesen - im Eingangs-Chor unter Heranziehung der Sängerinnen des BRG-BORG St. Pölten - Bachs Chorsätze so innig und dramatisch wie nur möglich zum Klingen bringt.
Dazu die Instrumentalisten aus Pressburg, die sich Solamente naturali nennen und in ihrer Gesamtheit sehr expressiv und detailverliebt musizieren; da bleiben, sieht man vom eminent musikalischen Gambisten ab, nur in den heikelsten Solopartien Wünsche offen; die Oboen des Originalinstrumenten-Ensembles klingen doch mehr wie ein Plädoyer für Fälschungen.
Dafür brillierten die Gesangs-Solisten. Cornelia Horak ist eine Sopranistin von sensationellem Gestaltungsvermögen, phrasiert mit Leichtigkeit und Sinn für feinziselierte Verzierungen. Marie-Claude Chappuis tut es ihr gleich und bringt für "Erbarme dich" auch ein gerüttelt Maß an Wärme und Innigkeit ins Spiel. Mathias Hausmann singt mit großer Ruhe den Christus, Josef Wagner schlägt sich in den Bass-Arien wacker.
Singulär jedoch Johannes Chum, der als Evangelist mit Wortdeutlichkeit und vokaler Schattierungskunst zum Herzen der Aufführung wird - und auch noch die Tenor-Arien übernimmt, ohne die kleinste Ermüdungserscheinung zu zeigen! Zu Recht also: Applausstürme.

 

So, 19.10.2003: Graz Mariahilf

Thomas Daniel Schlee: "und ich sah", Oratorium op. 55

Johanna von der Deken, Sopran; Mathias Hausmann, Bass; Franz Danksagmüller, Herbert Bolterauer, Orgel; Tibor Czich Trompete; Leonhard Paul Posaune

Uraufführung. Komponiert im Auftrag der cappella nova graz und ihres Leiters Otto Kargl, mit Förderung durch die Kunstsektion des österreichischen Bundeskanzleramtes und "Seckau Kultur".

Kleine Zeitung vom 20.10.2003
Synoptische Betrachtungen in der Mariahilferkirche - Zur Uraufführung von Thomas Daniel Schlee.
Zum 20-jährigen Jubiläum der "cappella nova" sprach deren Leiter Otto Kargl einen Kompositionsauftrag an Thomas Daniel Schlee aus. Dem Werk hätte Herbert Boeckls Seckauer Freskenzyklus zugrunde liegen sollen, was letztendlich an der Demut des Komponisten vor Res und Verba, der Offenbarung des Johannes, scheiterte. Vielmehr entstand eine synoptische Betrachtung der die Apokalypse prägenden Phrase "und ich sah".
Ohne Effekthascherei. Das Oratorium in acht Teilen lebt von hoher Textlichkeit, schlichter und packender Instrumentierung. Der 46-jährige Wiener Komponist vermeidet jegliche Effekthascherei und verlässt sich ganz auf die Macht musikalischer Wortweitergabe.
Leidenschaft und Werkverständnis. Der Uraufführung in der Mariahilferkirche drückten Otto Kargl und seine "cappella nova", die Solisten Johanna von der Deken und Mathias Hausmann sowie Franz Danksagmüller an der Orgel einen Maßstäbe setzenden Stempel auf: mit profundem Werkverständnis, höchstmöglicher Anteilnahme und Leidenschaft.

Der Komponist zu seinem Werk:

Indem Otto Kargl mich um die Komposition eines Oratoriums mit thematischem Bezug auf Herbert Boeckls Apokalypse-Fresken in der Engelkapelle der Abteikirche Seckau bat, schloß sich in ebenso überraschender wie wunderbarer Weise ein weiterer Kreis in meinem Leben; hatte doch mein Vater, dem großen Maler freundschaftlich verbunden, diesen mehrmals in Seckau besucht, als er bei der Arbeit an jenem Werk war, das als sein künstlerisches Vermächtnis angesehen werden kann.
Dennoch sprachen für mich mehrere Gründe gegen eine Vertonung der Offenbarung des Johannes: Übermächtig erschien mir das Vorbild der Meisterwerke von Franz Schmidt und Jean Françaix, deren große Orchesterbesetzung zudem der Flut der Bilder eine angemessene klangliche Vielfalt zur Seite stellen konnte, während ich vor der schwierigen Aufgabe stand, ein umfangreiches Werk mit relativ bescheidenen Mitteln zu gestalten. Auch erinnerte ich mich der Mahnung des Sehers, dass "Gott dem, der etwas wegnimmt von den prophetischen Worten dieses Buches, seinen Anteil am Baum des Lebens und an der heiligen Stadt" entziehen werde (Offenbarung 22,19). Den kompletten Text der Offenbarung Johannis zu vertonen, würde aber musikalisch sinnvolle Proportionen sprengen.
Daher also: nicht diesen Text als ganzen. Vielmehr habe ich eine beziehungsreich gekreuzte, kontrastierte und sich ergänzende Auswahl von Texten aus dem Alten und Neuen Testament getroffen, denen allen der eigentliche Sinn des Wortes "Apokalypse", nämlich des Schauens und Erkennens, zugrunde liegt; daher der Titel "und ich sah".

Das 2002/03 komponierte Oratorium beginnt in sanfter Schlichtheit: Schola und Männerstimmen des Chores singen a cappella und in nahe aufeinander bezogenen Linien das Zeugnis des erlebten Heiles (1. Johannesbrief 1, 1-4). Mit dem attacca anschließenden zweiten Satz (Chor und große Orgel) bricht unvermittelt die geradezu surreale Vision von der Herrlichkeit des Herrn herein, erhaben und schrecklich zugleich (Ezechiel 1, 4-28).
Die Treue von Gottes Wort erhebt sich sodann, im kurzen dritten Satz, in den Melismen des von der Chororgel begleiteten Solo-Soprans; ihr entspricht das schöne Bild vom Mandelzweig (Jeremia 1, 11-12). Für die schuldhafte Verweigerung der Treue Gottes aber wird im Sinnbild des Volkes Israel die Menschheit mit der Unfähigkeit zu begreifen bestraft (Jesaja 6, 8-12). Im Laufe des erschütternden Dialoges zwischen dem Herrn (Chor, große Orgel) und Jesaia (Schola, Chororgel) treten im vierten Satz Dunkelheit und Einsamkeit in das Geschehen.
Die anschließende Chaconne (fünfter Satz: Bariton solo, Trompete, Chororgel) beschreibt die Hoffnungslosigkeit und Vergänglichkeit, in der der solcherart sich selbst überlassene Mensch verharrt (Kohelet 2, 12-23).
Die Tröstung durch die Botschaft des Neuen Testamentes ist im sechsten Satz in zwei auf das Kommen Christi in die Welt bezogenen Texten ausgedrückt: Solo-Sopran (Lukas 10, 23-24) und Schola (1. Timotheusbrief 3, 16) steigern hier die Freude, die schon im ersten Satz verhalten angeklungen war.
Im siebenten Satz treten wir nun in die Offenbarung des Johannes ein (14, 6-13): Trompete, Posaune, Chor und große Orgel künden vom Jüngsten Gericht, vom Fall Babylons. Anders als bei Kohelet aber sind die Werke derer, die im Herrn gestorben sind, nicht verloren - sie folgen ihnen nach (Orgel solo-Nachspiel).
Der intime achte Satz (drei Solo-Männerstimmen und Chororgel) stellt eine stille Parenthese der Gegenwart Christi in der Eucharistie als gelebte und lebendige Erinnerung dar, wie sie gleichnishaft in der berührenden Emmaus-Szene geschildert wird (Lukas 24, 28-31).
Der neunte und letzte Satz vereint schließlich alle Ausführenden im getragenen, hymnischen Gesang vom himmlischen Jerusalem (Offenbarung des Johannes 21, 1-4 und 22, 20).

Thomas Daniel Schlee

 

Sa, 03.05.2003: Basilika Seckau
So, 04.05.2003: Graz, Mariahilf
So, 07.09.2003: Dom St. Pölten

Georg Friedrich Händel: Dixit Dominus, Haec est Regina virginum; Antonio Vivaldi: Sinfonia "Al Santo Sepolcro", Gloria in D

Cornelia Hosp, Sopran; Noémi Kiss, Sopran; Markus Forster, Altus; Martin Fournier, Tenor; Lukas Kargl, Bass

Kleine Zeitung vom 07.05.2003
Bravour beim Hürdenlauf - Die "cappella nova", 20 Jahre jung, brillierte mit Händel.
Händels "Dixit Dominus" wird (viel zu) selten aufgeführt. In der vollen Mariahilferkirche konnte man aber gut verstehen, warum. Der 30 Minuten dauernde Hürdenlauf über waghalsigste polyphone Strukturen fordert den Ausführenden alles ab.
"Wenn in Rom, tu, was die Römer tun", lautet ein Spruch, den der junge "Sassone" während seines ersten Italien-Aufenthalts mit der nahezu theatralischen Vertonung des 110. Psalms offenbar beherzigte. Die "cappella nova graz" unter Otto Kargl meisterte das effektvolle Frühwerk Händels (1707) mit Bravour und konnte Vivaldis "Gloria in D", auch nicht gerade eine Lockerungsübung für Sänger, so quasi en passant mitnehmen. Im Ensemble "solamente naturali bratislava" hat die "cappella" einen feinen Langzeitpartner gefunden, aus dem Solistenquartett ragte Cornelia Horak mit weichem Soprantimbre hervor. Berechtigte, aber ob des Ortes unpassende Jubelpfiffe.

 

Sa, 07.09.2002: Dom, St. Pölten,
So, 08.09.2002: Basilika Seckau

C. Monteverdi: "Vespero della Beata Vergine" (Marienvesper)

Cornelia Hosp, Sopran; Marie-Claude Chappuis, Sopran; Johannes Chum, Tenor; Bernd Lambauer, Tenor; Thomas Wasserfaller, Tenor; Gebhard Heegmann, Bass; Lukas Kargl, Bass

Gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten und der Grazer Choralschola (Leitung: Franz Karl Praßl)

Die Presse vom 12.09.2002
Still versunken, strahlend aufblühend - Im reichbesetzten Konzert der großen und kleinen Festivals spielen die einstigen "Niederösterreichischen Kirchenmusiktage" unter dem heutigen Namen "Festival musica sacra" seit rund 25 Jahren einen eigenständigen, wichtigen Part. Getragen vom ORF, der Diözese St. Pölten sowie den Stiften Lilienfeld und Herzogenburg will man gleichermaßen das Repertoire der Kirchenmusik wie auch Raritäten und Novitäten in exemplarischen Aufführungen pflegen - auch mit internationalen Zelebritäten, heuer etwa dem Hilliard Ensemble und der Akademie für Alte Musik Berlin mit Bernarda Fink.
Daß heimische Ensembles mit ihnen durchaus Schritt zu halten vermögen, bewies der Eröffnungsabend mit Claudio Monteverdis immer wieder bestürzend kühner, überwältigend reicher Marienvesper von 1610. Da vereinigten sich die Instrumentalisten und Vokalisten der cappella nova graz, die Domkantorei St. Pölten, die Grazer Choralschola (Einstudierung: Franz Karl Praßl) sowie hervorragende Solisten unter der Gesamtleitung von Otto Kargl zu einer Wiedergabe hohen Ranges, die bei jedem Spezialfestival Alter Musik in Ehren bestehen könnte.
Erstaunlich, wie der Dirigent mit seiner uneitlen, ja geradezu unauffälligen Zeichengebung den großen Apparat im Griff hatte, wie lebendig er die Rhythmik schärfte, die Tempi stets geschmeidig und flexibel hielt, die Dynamik zwischen stiller Versunkenheit und strahlendem Aufblühen ausspannte. Kleine stilistische Ungereimtheiten hatten da marginale Bedeutung. Im Chor gefielen vor allem die schlank leuchtenden Soprane, im Ensemble brillierten insbesondere die beiden Zinkenisten mit ihren virtuosen Verzierungen.
Hervorzuheben unter den Solisten sind Cornelia Horak mit ihrem klaren, für Alte Musik besonders prädestinierten Sopran - und Johannes Chum (heuer bei den Bregenzer Festspielen bejubelt) als technisch und musikalisch perfekt geführter, warm timbrierter Tenor.

Kleine Zeitung vom 11.09.2002
Vom Seelenrührer - "Gute Musik hat nur ein Ziel: die Seele zu rühren", sagte Claudio Monteverdi. Und schuf mit der "Vespro della Beata Vergine" 1610 selbst eines der imposantesten Beispiele dafür. Dabei geriet das liturgische Klangmosaik, Papst Paul V. zugeeignet, zum fehlgeschlagenen "Bewerbungsschreiben", allerdings zum wohl schönsten der Welt. Statt in San Pietro in Rom durfte der Komponist wenig später "nur" in San Marco in Venedig dienen, nachdem er dem Fürstenhof der Gonzagas in Mantua den Rücken gekehrt hatte.
In der Seckauer Basilika ist die "Marienvesper", dieser Solitär der Musikgeschichte, ideal aufgehoben. Otto Kargl brachte ihn dort mit erstklassigen Vokalisten und Instrumentalisten, allen voran die Continuo-Gruppe und die Bläser, zum Glänzen. Der Domkapellmeister von St. Pölten kostete dabei die einzigartige Architektur, Polyphonie und Rhythmik der Partitur überzeugend aus.
Kongenial in Timbre und Ausdruck die Stimmenpaare Cornelia Horak/Marie-Claude Chappuis (Sopran) und noch mehr Johannes Chum/Bernd Lambauer (Tenor). Die Zwischengesänge der Grazer Choralschola setzten feine Klammern. Und die verstärkte "cappella nova graz" erwies sich trotz leichtem Verschleiß gegen Ende ihres Mammutprogramms einmal mehr als vokales Aushängeschild Österreichs.
Praktisch über die ganzen zwei Stunden Gänsehaut, das muss mit Seelenrührer Monteverdi zu tun haben und nicht nur damit, dass ich meine musikalische Sozialisation direkt aus der "Marienvesper" erfuhr. Wenn es im Himmel klingt, dann so.

 

So, 07.07.2002: Piaristenkirche Krems

Palestrina: Missa Papae Marcelli; Johann Nepomuk David: Evangelien-Motetten (1958).

Niederösterreichische Nachrichten vom 15.07.2002
Chorkultur vom Feinsten - Nach dem fulminanten Eröffnungskonzert am Freitag gab es schon das nächste künstlerische Ereignis, und man kann dies wirklich so nennen. In einer gemeinsamen Veranstaltung des Vereins "KirchenTonArt" und der Internationalen Chorakademie hatte man den Chor "Cappella Nova" eingeladen. In der Piaristenkirche sang er die "Missa Papae Marcelli" von Palestrina und sechs Evangelienmotetten von Johann Nepomuk David. Die Gegensätze sind recht reizvoll und wurden vom Chor hervorragend herausgearbeitet. Bei Palestrina herrscht ein vollkommenes Gleichgewicht der Stimmen, der absolute, schöne Klang, fast schon überirdisch. Davids Motetten sind dramatische Umsetzung der Evangelientexte. Der Text wird durch die Musik verdeutlicht und in seiner Aussage fast übersteigert. Es herrscht ein ursprüngliches, klanglich harmonisches Empfinden, eine bedingungslose polyphone Schreibweise. An den Chor werden höchste Anforderungen gestellt, sodass sich die Einstudierung nur für Spitzenchöre lohnt. Und eben dieser Chor ist dafür prädestiniert. Das 1983 gegründete Ensemble tritt bei renommierten Festivals im In- und Ausland auf. Sein Leiter Otto Kargl ist seit 1992 Domkapellmeister von St. Pölten. Die Pflege und Ausformung der "musikalischen Sprache" ist geradezu hinreissend, perfekt die jeweilige Anpassung an die Komposition. Frenetischer Beifall belohnte die Sänger und deren Leiter.

 

So, 24.03.2002: Graz, Mariahilf

Johann Theile: "Matthäuspassion (1673)"; Johann Kuhnau: "Tristis est anima mea"; Hans Leo Haßler: "Das heilige Vatter unser"; Johann Christoph Bach: "Der Gerechte, ob er gleich zu zeitlich stirbt", "Fürchte dich nicht".

Bernd Lambauer, Evangelist; Markus Volpert, Jesus

Kleine Zeitung vom 26.03.2002
Spirituelles Hörerlebnis - cappella nova - das bedeutet Vokalmusik vom Feinsten, emotionale Auslotung bis ins kleinste Detail und stets höchst interessante Werke. So wurde diesmal die durch diverse Motetten bereicherte Matthäus-Passion des Schütz-Schülers Johann Theile in der Mariahilferkirche zum hoch karätigen Hörerlebnis.
Das von Otto Kargl gegründete Ensemble wurde ergänzt durch handverlesene Instrumentalisten, die in dieser Passion an der Textausdeutung großen Anteil haben, wodurch - einziger Wermutstropfen - die Solisten bisweilen nicht optimal durchzuhören waren. Die hohen Anforderungen der Rolle des Evangelisten erfüllte Bernd Lambauer, Markus Volpert gelang eine ebenso reife wie sensible Jesus-Darstellung.

 

Sa, 27.10.2001: Dom St. Pölten
So, 28.10.2001: Basilika Seckau

Georg Friedrich Händel: Messiah

(Rundfunkaufnahme in St. Pölten, Übertragung am ??)

Cornelia Horak, Sopran; Markus Forster, Alt; Bernd Lambauer, Tenor; Markus Volpert, Bass; Solamente Naturali Bratislava; gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten

Niederösterreichische Nachrichten vom 29.10.2001
Messiah - Barocke Kirchenmusik? Heute? Ja, bitte. Wenn sie genauso zu bezaubern und zu überraschen vermag wie das Abschlusskonzert des heurigen Konzertzyklus "Musica Sacra" am vergangenen Samstag.
Händel stand auf dem Programm im St. Pöltener Dom. Der war sehr gut gefüllt und erwartete gespannt die vertonte Geschichte vom Leben und Sterben Jesu Christi. Obwohl: Evangelien sind im "Messiah" nur in Auszügen zu finden, vielmehr hat Librettist Charles Jennens seinen Oratoriumstext vor allem in den Prophezeiungen Jesajas und den Psalmen gefunden.
Großartig, innig, manchmal auch ganz zärtlich die Musiker des Ensembles Solamente Naturali Bratislava, sehr klar und fast bescheiden der Klang der Barockinstrumente. Kraftvoll, dynamisch, rhythmisch exakt und mit spürbarer Freude der gemeinsame Chor der cappella nova graz und der Domkantorei St. Pölten. Überraschend in Farbe und Ton der Countertenor Markus Forsters als Alt, mitreißend und warm Markus Volperts Bass. Und: Ein "Hallelujah", das neu, frisch und jubelnd wirkte. Bravo!

Kleine Zeitung (Steiermark) vom 31.10.2001
Zwingender "Messiah": Die Macht des Wortes - Als musikalisches Finale der Ausstellung "Die Macht des Wortes" präsentierte Otto Kargl in der Seckauer Basilika dem teils weit angereisten Publikum seine Auffassung von Händels "Messiah". Welche naheliegend, aber dennoch selten ist: Phrasierung, Rhythmus und Artikulation begründen sich im Bibeltext und wirken dadurch nicht manieriert, sondern zwingend logisch.
Kargl hat sich die Latte hoch gelegt, weshalb es sich von selbst versteht, dass die Vokalensembles capella nova graz und Domkantorei St. Pölten plattenreif klangen. Solamente Naturali, das klein, aber fein besetzte Ensemble, musizierte auf Originalinstrumenten virtuos, die Solisten Cornelia Horak, Markus Forster, Bernd Lambauer, Markus Volpert agierten auf Festspielniveau. Standing Ovations.

Kleine Zeitung (Murtal) vom 30.10.2001
Ein in sich geschlossenes musikalisches und viel beklatschtes Erlebnis war die Aufführung von Händels "Messias" in der Seckauer Basilika - Die Aufführung von Georg Friedrich Händels "Messias" in der Basilika von Seckau war ein wunderbar passender Abschluss der diesjährigen sinnträchtigen Ausstellung über die "Macht des Wortes" in der obersteirischen Abtei...
Während in der Aufführungspraxis dieses Werks im 19. und 20. Jahrhundert Volumen und Volltönigkeit im Vordergrund standen, interpretierte Otto Kargl, Domkapellmeister von St. Pölten, ungemein differenziert und durchsichtig. Dennoch kamen die dramatischen Akzente - nicht nur im berühmten "Hallelujah" und im Schlusschor nach einem Text der Offenbarung - voll zur Geltung...
Die relativ klein besetzte cappella nova|graz erwies sich wieder als exquisiter Klangkörper, gespielt wurde auf (nachgebauten) Originalinstrumenten. Wie schon mehrmals in Seckau verdient auch diesmal der hervorragend einstudierte Chor der Domkantorei St. Pölten höchste Anerkennung. Nicht zu vergessen das historisch versierte Ensemble "Solamente Naturali Bratislava". Als Solisten hörte man Cornelia Horak mit ihrem kultivierten Sopran und dem in allen Lagen ausgeglichen schönen Timbre, den Countertenor (Altus) Markus Forster, der wie schon im Mai 2000 in Bachs "Johannespassion" voll überzeugte, den Tenor Bernd Lambauer und den ausdrucksstarken Bassisten Markus Volpert.
Der Beifall für dieses in sich geschlossene musikalische Erlebnis wollte kein Ende nehmen und wurde mit einer Wiederholung des mitreißenden "Hallelujah" belohnt.

 

So, 15.07.2001: Seewalchen
Sa, 27.10.2001: Mariahilf, Graz

Palestrina: Missa Papae Marcelli; Johann Nepomuk David: Evangelien-Motetten (1958).

 

Sa, 24.03.2001: Mariahilf, Graz
So, 25.03.2001: St. Josef, Voitsberg

Leonhard Lechner: Johannespassion; Johann Kuhnau: Tristis est anima mea; Hugo Distler: Totentanz.

(Rundfunkaufnahme in Graz, Übertragung am ??)

Herbert Bolterauer, Orgelpositiv

Kleine Zeitung vom 27.03.2001
Packende cappella nova: Unter die Haut - Vollends in ihrem Element war Otto Kargls "cappella nova graz" - ein Ensemble, von dem man nur in Superlativen sprechen kann - in der jüngsten "Abendmusik" der Mariahilferkirche. Leonhard Lechners chorisch durchkomponierte "Johannes-Passion", Johann Kuhnaus Motette "Tristis est anima mea" und erst recht Hugo Distlers "Totentanz" gingen durch vollendet-ausgewogene Polyphonie, Klangreinheit und eindringliche Textgestaltung beim Zuhörer unter die Haut. Schade nur, dass Sprecherin Liselotte Slippek ("Tod") mit dem antiquierten, aber packenden Text offenbar nichts anzufangen wusste.

 

Fr, 22.12.2000: Großer Sendesaal ORF Wien

Johann Sebastian Bach: "Jesu, meine Freude"

(im Rahmen der Ö1-Bach-Nacht live gesendet)

 

Sa, 09.09.2000: Dom St. Pölten
So, 10.09.2000: Mariahilf, Graz

Johann Sebastian Bach: "Matthäuspassion"

Johannes Chum, Evangelist und Arien; Cornelia Horak, Sopran; Marie-Claude Chappuis, Alt; Gerd Kenda, Christus und Arien; gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten

Niederösterreichische Nachrichten vom 11.10.2000
Bach, bewegend und berührend. - Damit eine Aufführung von Johann Sebastian Bachs "Matthäus-Passion" gelingt, braucht es eine durchgehende Dramaturgie und eine klare theologische Aussage. Beides erfüllten die Domkantorei St. Pölten, die "cappella nova" aus Graz und das Ensemble "Solamente Naturali" aus Bratislava zum Auftakt des Festivals "Musica Sacra" am Samstag-Abend im Dom mit Bravour.
Denn Dirigent Otto Kargl bewies einmal mehr erstaunliches Gespür für eine lebendige, bewegende und packende Bach-Interpretation, die wie aus einem Guss wirkte. Bemerkenswert sicher fand er für jede Nummer das richtige Tempo, leitete Sänger und Musiker sehr asketisch, mit klarem, präzisem und doch gefülvollem Schlag, baute im Wechselspiel von Solisten und Chor geschickt Spannungen auf und entlud sie danach in schlichten, berührenden Chorälen. Der so oft verkannte und nicht selten arg missbrauchte Bach, so konnte man meinen, hätte sich an diesem Abend ausnahmsweise verstanden gefühlt.
Tenor Johannes Chum, längst ein gern gehörter Stammgast in St. Pölten, war ein wunderbar spannend phrasierender Evangelist allererster Güte, die Altstimme von Marie-Claude Chappuis erfüllte den Kirchenraum mit ihrer auffällig klaren Intonation und ihrer angenehm hellen Klangfarbe. Der ausdrucksstarke, herzhafte Bass von Gerd Kenda war ein großes Hörvergnügen und traf zudem als "Jesus" immer den richtigen Tonfall...

 

So, 28.05.2000: Basilika, Seckau

Johann Sebastian Bach: "Johannespassion"

Johannes Chum, Evangelist und Arien; Cornelia Hosp, Sopran; Markus Forster-Kadnar, Altus; Andreas Lebeda, Bass; Mathias Hausmann, Christus; gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten

Kleine Zeitung vom 31.05.2000
Seckau. - Seckau kann immer wieder Künstler hohen Ranges verpflichten. So wurde die Aufführung des Werkes in der Basilika unter der souveränen Leitung von Domkapellmeister Otto Kargl zu einem besonderen Ereignis. Die Besetzung der Solopartien war ausgezeichnet: die vielseitige, auch in barocker Tradion erfahrene Sopranistin Cornelia Hosp, der stilistisch adäquate Altus Markus Forster, der hoch qualifizierte (Bass-) Bariton Mathias Hausmann, Andreas Lebeda, und ganz besonders der Tenor Johannes Chum, der der Rolle des Evangelisten mit beispielhafter Dramatik gerecht wurde. Die Domkantorei von St.Pölten mit ihrem großen Stimmpotenzial bot in Musikalität, Ausdruck und präziser Akzentuierung eine großartige Leistung im Zusammenwirken mit dem Ensemble der renommierten cappella nova/Graz. An der Orgel wirkte Franz Danksagmüller - nomen est omen.
Das Kirchenkonzert, in dem auf jede Einzelheit geachtet wurde und sich alles zu einer grandiosen Einheit fügte, schloss sich in dem Raum von intensiver Spiritualität und großer historischer Bedeutung würdig an die Aufführung von Monteverdis Marienvesper im vergangenen Jahr an.

 

So, 16.04.2000: Festspielhaus, St. Pölten

Johann Sebastian Bach: "Johannespassion"

Johannes Chum, Evangelist und Arien; Cornelia Hosp, Sopran; Lydia Vierlinger, Alt; Andreas Lebeda, Bass; Mathias Hausmann, Christus; gemeinsam mit der Domkantorei St. Pölten

Niederösterreichische Nachrichten vom 17.04.2000
Bach, glaubhaft - Nikolaus Harnoncourt hatte uns erst kürzlich im Wiener Musikverein vorgeführt, wie man Bachs "Johannes-Passion" heute offenbar zu verstehen hat: Nur das düstere Leiden ist wahr, die Auferstehung ein mit Vorsicht zu genießendes Paradoxon.
Der St. Pöltener Domkapellmeister Otto Kargl, die Domkantorei und die "cappella nova" aus Graz zeigten uns am Sonntag-Vormittag im Festspielhaus, dass es auch anders geht: In einer sehr drängenden, bewegten und konzentrierten Interpretation entfaltete sich eine ergreifende Passionsgeschichte, die ohne Düsternis von Leiden und Tod Christi zu erzählen wusste, aber auch von Erlösung und Auferstehung - ohne Pathos und ohne Jubel, aber mit jener unerschütterlichen Gewissheit, die Bachs Intentionen gerecht wird und dennoch zeitgemäß ist.

St. Pöltner Stadtzeitung vom 17.04.2000
Musik zur Osterzeit - Zweimal "Konzertort" Festspielhaus. Einmal Bachs "Johannes-Passion", prachtvoll interpretiert von der Domkantorei St. Pölten und der cappella nova graz. Otto Kargl präsentierte das Werk mit immensem Schönklang, schaffte mit seiner unspektakulären Art, stets auf das Wesentliche bedachten Leitung, die Universalität der Bach'schen Tonwelt, vor allem deren humane, das heißt menschliche Empfindungen und Gefühle beinhaltende "Innenleben" klar und gefühlvoll herauszuarbeiten.